„WER IST SCHULD UND KANN SIE VERMIEDEN WERDEN?
Diese Themen wurden auf der der Ernährungssicherheit gewidmeten Sitzung des St. Petersburger Wirtschaftsforums diskutiert
Nach UN-Schätzungen konnte sich im vergangenen Jahr einer von zehn Menschen auf der Erde nicht vollständig ernähren. Das heißt, entweder hungert er richtig, oder er wird nicht satt.
In diesem Jahr hat sich die Situation weiter verschlechtert: Zu den durch das Coronavirus verursachten Schwierigkeiten kamen die Wirtschaftssanktionen. Der Lebensmittelpreisindex erreichte ein Rekordhoch. Was dagegen zu tun ist und welchen Platz Russland bei all diesen Problemen hat, diskutierten Beamte und Experten auf der Sitzung des St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums „Ernährungssicherheit: Globale Herausforderungen und Chancen“.
Wie es überhaupt zu der Ernährungskrise kam
Die Probleme begannen nicht im Jahr 2022, die Welt erlitt bereits 2020 eine Art Schock auf dem Lebensmittelmarkt.
Unternehmen sperrten zu, die Saisonarbeiter mußten zu Hause bleiben. Die gewohnten Lieferketten wurden unterbrochen. All dies führte dazu, dass das Angebot an Lebensmitteln auf dem Weltmarkt reduziert wurde. Außerdem begannen Länder, sich mit Nahrungsmitteln einzudecken und Vorräte anzuhäufen. Beispielsweise hat China seine Käufe von Mais während der Pandemie um das Sechsfache erhöht. Dies führte zu einer Destabilisierung auf dem Weltmarkt für Lebensmittel, – sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Viktoria Abramtschenko, die auf der Sitzung sprach. Zu den Faktoren der Pandemie gesellten sich Faktoren wegen der Verhängung von Sanktionen.
Obwohl Lebensmittel formell von Sanktionen ausgenommen sind, besteht tatsächlich eine fast vollständige See- und Luftblockade Russlands, dessen Rolle auf dem Weltmarkt für Lebensmittel inzwischen sehr bedeutend ist. Das heißt, man kann zwar schon etwas verkaufen, aber man muß es erst einmal schaffen, Lebensmittel dorthin zu liefern, wo sie gebraucht werden. Außerdem gab es Probleme mit zwischenstaatlichen Zahlungen. Aber das sind bei weitem noch nicht alle Unannehmlichkeiten.
Die Kosten für Gas sind exponentiell gestiegen. Das bedeutet, dass es in manchen Ländern einfach nicht möglich ist, Düngemittel herzustellen. Russische oder belarussische Düngemittel wären immer noch in einigen wichtigen Getreideanbaugebiete notwendig“, sagte Abramtschenko.
Andrej Gurjev, Präsident des Russischen Verbandes der Düngemittelhersteller (RAPU), sagte, dass heute 40% der bisher weltweit gehandelten Düngemittel ausfallen. Nicht nur Russland und Weißrussland als Produzenten, sondern auch ein weiterer wichtiger Lieferant – China. In Europa ist die Pandemie fast vergessen, während die Chinesen weiterhin Lockdowns haben.
Wenn wir heute nicht im Sommer mit dem vollständigen Verkauf von Mineraldünger für die nächste Saison beginnen, wird die Saison 2022-2023 nicht nur Kälte bringen, sondern auch Hunger. Weil es keine Ernte geben wird, – sagt Andrej Gurjev. Jetzt sprechen wir über den Feldzug in der Ukraine und über die Krise, die gerade passiert. Aber das ist eine Momentaufnahme. Wenn nicht überall auf der Welt die notwendige Menge an Mineraldünger auf die Erde ausgebracht wird, bekommen wir eine globale Welternährungskrise, die alles Bisherige in den Schatten stellen wird.
Die Ernährungslage in Rußland selbst
Gemäß den Schlüsselindikatoren der Doktrin der Ernährungssicherheit – Getreide, Fleisch-, Öl- und Fettprodukte, Fischprodukte – decken wir mehr als den Bedarf des Landes, den Bedarf des Binnenmarktes. Alle diese Lebensmittel haben für uns zusätzlich Bedeutung für den Export. Wir können solche Lebensmittel auf die Weltmärkte liefern, – sagt Viktoria Abramtschenko.
Ihr zufolge stiegen die Exporte von Agrarprodukten aus Russland trotz aller Risiken und Schwierigkeiten in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 16 %. In manchen Ländern auf das Mehrfache. Zum Beispiel nach Indien 3,6-mal soviel.
Wir werden die Lebensmittelexporte steigern, sagte die Ministerin. Wir werden die Probleme mit der Logistik und den internationalen Zahlungen lösen.
Russland hat potenziell die Voraussetzungen für das Wachstum der landwirtschaftlichen Produktion und den Export dieser Produkte. Wir haben den ersten Platz in der Welt in Bezug auf die Fläche der Landressourcen – 17 Millionen km². Laut Viktoria Abramtschenko werden in naher Zukunft 13 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Flächen zusätzlich am landwirtschaftlichen Umsatz beteiligt sein. Die Behörden werden den Bauern mit Maßnahmen helfen, damit diese Ländereien bewässert werden. Glücklicherweise haben wir den zweiten Platz in der Welt (nach Brasilien) in Bezug auf Süßwasserreserven, wir können uns bewässertes Ackerland leisten.
Wie könnte man die Probleme lösen?
Die Welt braucht einen Schiedsrichter für Welternährung, sagt Viktoria Abramtschenko. 1954 wurde die FAO, die Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation, bei der UNO gegründet. Diese Organisation wurde gegründet, um den Hunger auf dem Planeten zu bekämpfen. Und ich fordere Kollegen bei der UNO und Kollegen bei der FAO auf, ein solches internationales Rotes Kreuz für Lebensmittel zu schaffen, das die Probleme lösen würde, die Folgen illegaler Sanktionen, die die Logistik lahmlegten, die Folgen der Beschränkungen, die für Finanztransaktionen zwischen Ländern auferlegt wurden. Und die letztendlich allen Ländern einen gleichberechtigten Zugang zum Lebensmittelmarkt sichern würde.“
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Heilige Einfalt! – ist das erste, was einem zu dieser Idee eines Welt-Schiedsrichters einfällt. Erstens wollen sich ja die USA selbst zum Schiedsrichter oder überhaupt Weltenrichter aufschwingen, oder streben dies zumindest an. Sie würden sich deshalb keinem anderen unterstellen.
Aber zweitens begann die Problematik des Hungers ja nicht erst 2020. In einem fort werden wir mit Hungerkatastrophen über die Medien konfrontiert und zu Spenden aufgefordert. Der Hauptgrund dafür heißt M a r k t w i r t s c h a f t. Vielen Staaten ist ihre Volksnahrung abhanden gekommen, weil die Böden für Exportprodukte genützt werden. Lebensmittel sind Ware, um an sie dran zu kommen, muß man Geld hinlegen.
Dazu kommen Naturkatastrophen und Kriege sowie Flüchtlinge aller Art. All dies hat die UNO und gerade die FAO zu einem der größten Lebensmittelkunden der Welt gemacht. Diese UNO-Organisationen – auch die UNHCR gehört dazu – betteln ständig die UNO-Mitgliedsländer, doch ihre Quoten einzuzahlen, was die meisten säumig tun, vor allem die USA.
Die Vorstellung, diese völlig von den USA und anderen westlichen Staaten abhängige Organisation könnte sich sozusagen vom Diener zum Herrn erheben und den Großmächten sagen, wie sie ihre Handels- und Außenpolitik handhaben sollten, ist doch etwas abgehoben.
Es ist allerdings auch die Form, wie Rußland für sich A n s p r u c h a u f W e l t m a c h t anmeldet.
Renate Dillmann: Der Kornkrieg
Welthunger als Waffe
Der Westen macht Russlands Krieg für eine internationale Hungerkatastrophe verantwortlich. Der Kornkrieg (Teil 1)
Die »Tagesschau« meldet: »Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat Russland vorgeworfen, den Hunger in der Welt ›ganz bewusst als Kriegswaffe‹ einzusetzen. Russland ›nimmt die ganze Welt als Geisel‹, sagte Baerbock zu Beginn einer internationalen Ernährungskonferenz in Berlin. Baerbock kritisierte, Russland versuche die Schuld an den explodierenden Nahrungsmittelpreisen ›anderen in die Schuhe zu schieben‹, doch das seien ›Fake News‹. Die Regierung in Moskau trage allein die Verantwortung dafür. Russland blockiere Häfen und beschieße Getreidespeicher; es gebe auch keine Sanktionen gegen russische Getreideexporte.
Ähnlich äußerte sich US-Außenminister Antony Blinken (…). Russland lasse ›zielgerichtet Lebensmittelpreise explodieren (…), um ganze Länder zu destabilisieren‹. Es gebe keinen anderen Grund für die steigenden Lebensmittelpreise weltweit als Russlands Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen sowie Beschränkungen eigener Ausfuhren durch Moskau, so Blinken weiter. Russland handle aus ›politischen Gründen‹.«¹ Vom gerade beendeten Außenministergipfel der G20 in Bali berichtet ebenfalls die »Tagesschau«: »Laut Aussage westlicher Offizieller hatte US-Außenminister Antony Blinken dem Russen zugerufen: ›Die Ukraine ist nicht euer Land. Ihr Getreide ist nicht euer Getreide.‹«²
Stimmen diese Vorwürfe? Was sind Fakten, was sind Fake News? Was sind die Interessen der am Ukraine-Krieg beteiligten Parteien? Und – eine Frage, die in der besorgten Debatte gar nicht vorkommt – warum gibt es überhaupt soviel Hunger auf dieser Welt?
»Giftiger Cocktail«
In Moskaus »Geiselhaft«?
Die Exporte der Ukraine
Erfolgreich spekuliert
Haltlose Vorwürfe
Halten wir fest: Die zitierten Vorwürfe westlicher Politiker an Russland sind sachlich unwahr. Bezüglich der russischen Exporte unterschlagen sie die Wirkung der westlichen Sanktionen, während sie in bezug auf die ukrainischen die in Frage stehenden Weizenmengen und ihre Bedeutung nach oben aufblasen. Für die Blockade im Schwarzen Meer weisen sie die Verantwortung einseitig einer Kriegspartei zu. Die Bedeutung der Finanzspekulation an ihren (!) Börsen lassen sie schlicht ganz weg.
Und eine weitere, naheliegende Frage kommt in der gesamten öffentlichen Debatte gar nicht vor: die Frage danach, warum in dieser Welt eigentlich so viele Menschen an Hunger und Mangelernährung leiden.
Aus: junge Welt – Ausgabe vom 13.07.2022 / Seite 12 / Thema: Ukrainekrieg
https://www.jungewelt.de/artikel/430674.ukrainekrieg-welthunger-als-waffe.html
und
Regelbasiert hungern
Auf dem kapitalistischen Weltmarkt haben die Ökonomien der Länder der »Dritten Welt« keine Chance. Der Kornkrieg (Teil 2 und Schluss)
Denkt man an die Ideologien, mit denen die Marktwirtschaft stets legitimiert wird, müsste man angesichts der anhaltend katastrophalen Hungerstatistiken zumindest irritiert sein: Marktwirtschaft soll ja nach Aussage ihrer Befürworter die »effektivste und innovativste Versorgung« zustandebringen, die die Menschheitsgeschichte je gekannt hat – während die sozialistische Planwirtschaft demgegenüber stets als »Mangelwirtschaft« verächtlich gemacht wurde und wird. Und sind die Länder der sogenannten Dritten Welt¹, die sich notorisch in diesen Statistiken wiederfinden, nicht inzwischen souveräne Staaten, die als unabhängige Akteure am Weltmarktgeschehen teilnehmen? Die also nicht mehr – wie noch zu Kolonialzeiten zugunsten der kolonialen Mutterländer – ausgeplündert werden, sondern zum eigenen Vorteil produzieren und verkaufen?
Warum ändert sich an der miserablen Situation großer Teile der Bevölkerung in diesen Ländern so wenig? Dass deren Situation eher schlimmer als besser wird, zeigt die große und stetig zunehmende Zahl der Flüchtenden, von denen mehr und mehr ihre Heimat verlassen müssen, weil die Bedingungen für eine halbwegs auskömmliche ökonomischen Existenz immer schlechter werden.
Kein Geld, kein Brot
Nicht konkurrenzfähig
Beim Westen in der Kreide
Absolute Abhängigkeit
Ein zynisches Spiel
Es ist vor diesem Hintergrund ein wirklich gelungener Einfall, wenn sich die Protagonisten und Nutznießer dieser Weltordnung jetzt hinstellen und mit dem Finger auf Russland als »politischem Verantwortlichen« für die nächste sich anbahnende Hungerkatastrophe deuten – wie es die deutsche Außenministerin Baerbock und der amerikanische Außenminister Blinken mehrfach getan haben. Baerbock warf Russland vor, den Hunger in der Welt »ganz bewusst als Kriegswaffe« einzusetzen und »die ganze Welt als Geisel« zu nehmen; Blinken beschuldigte die russische Regierung, sie lasse »zielgerichtet Lebensmittelpreise explodieren (…), um ganze Länder zu destabilisieren«.⁸
Ebenso gelungen ist es, wenn die westlichen Staaten heute China als »neokoloniale Macht« anklagen, weil es sich in »ihren« angestammten Hinterländern breitmacht, und vor dem Hintergrund der schäbigen Resultate jahrzehntelanger westlicher »Entwicklungspolitik« mit seinen Angeboten auf Wohlwollen stößt.
China ist übrigens das einzige »Entwicklungsland«, das mit seinem Eintritt in die Weltmarktkonkurrenz tatsächlich reich und mächtig geworden ist – und darin ein erklärenswerter Sonderfall!⁹ Am inzwischen offen ausgerufenen Kampf gegen diesen Staat, der den etablierten Nutznießern des Weltmarkts heute auf Augenhöhe gegenübertritt, sieht man noch einmal die ganze Verlogenheit der herrschenden Entwicklungspolitik.
Aus: junge Welt – Ausgabe vom 14.07.2022 / Seite 12 / Thema: Ukrainekrieg
https://www.jungewelt.de/artikel/430602.ukrainekrieg-regelbasiert-hungern.html
Es gibt kleine Schritte, die Sanktionen zu mindern, um den Export von Getreide und Düngemitteln zu ermöglichen. So sollen russische Schiffe wieder EU-Häfen anlaufen dürfen, und die Finanztransaktionen für den Ankauf dieser Produkte werden den westlichen Banken wieder gestattet. Außerdem für Saatgut, Medikamente und medizinischer Ausrüstung. (Bei Letzterem scheint sich auch ein gröberer Mangel gezeigt zu haben.) Bei Düngemitteln ist Rußland einer der größten Exporteure der Welt, der Markt drohte zusammenzubrechen.
Es sind übrigens nicht die ersten Lockerungen. Während die USA, die EU und andere Mitglieder der „internationalen Staatengemeinschaft“ vor Kameras neue Sanktionen verkünden, heben sie im Hinterzimmer einige der alten auf. Vor allem der G7-Gipfel scheint da einiges an Ernüchterung gebracht zu haben.
Ein langer und verärgerter Artikel in El País über die russischen Getreideexporte aus den eroberten ukrainischen Territorien:
Rußland transportiert das Getreide aus den eroberten Gebieten, also auch aus den Regionen von Cherson und Saporoschje, in die Häfen von Sevastopol und Kertsch auf der Krim. In Sevastopol gibt es ein eigenes Terminal für Getreideverladung. Sevastopol scheint sich mehr auf Weizen, Kertsch mehr auf Mais zu spezialisieren.
Das Getreide wird mit Lastwagen abtransportiert, angeblich eskortieren sogar Panzer die LKW-Karawanen. (Vermutlich nur auf gefährdeten Strecken, das wäre ja sonst zu langsam.)
Die russischen Zeitungen melden, daß der Hafen von Mariupol inzwischen wieder in Betrieb ist, ein Teil des in Kertsch verschifften Getreides wurde offenbar vorher in Mariupol – oder in Berdiansk – geladen.
Das Getreide wird von den großen Agrarunternehmen offenbar einfach requiriert, wenn ihre Eigentümer geflüchtet sind. Diese Unternehmen sollen „verstaatlicht“ werden. Hier zeichnet sich eine Zusammenarbeit oder ein Konflikt mit den Donbass-Republiken ab, die Zukunft wird das zeigen.
Einer der solchermaßen Geschädigten ist der Oligarch Rinat Achmetov mit seiner Firma HarvEast, der schon eine Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen Verletzung seiner Eigentumsrechte eingelegt hat.
(Ausgerechnet bei der EU will er verletzte Eigentumsrechte einklagen? Achmetov scheint hier als Vertreter russischer Oligarchen zu handeln, um die EU und ihre Justiz in Schwierigkeiten zu bringen. Er scheint sich auch Chancen für die „Zeit danach“ wahren zu wollen, wenn seine Betriebe wirklich dauerhaft auf russisch besetztem Gebiet bleiben sollten.)
Kleinen und mittleren Landwirten wird das Getreide abgekauft, wie der Direktor der Landwirte-Vereinigung von Saporoschje verärgert meldet, um die Hälfte des Marktpreises. (Was er nicht hinzufügt: In Rubel!)
Die Schiffe schalten im Schwarzen Meer die Navigation aus, um schwerer ortbar zu sein.
Das ist ein Ergebnis der Verwicklungen um das Schiff „Schibek Scholy“, das, mit Getreide aus eroberten ukrainischen Gebieten beladen, den türkischen Hafen von Karasu angelaufen hatte, worauf die Ukraine die Türkei aufforderte, das Schiff zu beschlagnahmen. Das hat die Türkei nicht getan, aber in Zukunft sollen solche Scherereien vermieden werden.
Die „Schibek Scholy“ gehört übrigens zur Handelsflotte Kasachstans, um weitere Unterstützer dieser Aktion zu benennen.
Die Schiffe laufen weiter türkische Häfen an, so auch die von Izmir, Samsun oder Iskenderun. Ein Teil des Getreides wird nach Syrien gebracht und dort umgeladen, um weiter in Staaten des Nahen Ostens verschifft zu werden.
Das ist ein Ergebnis der Vorfälle, wo der Libanon und Ägypten sich geweigert hatten – nach Druck aus den USA – Getreideschiffe mit Fracht aus den eroberten Gebieten einlaufen zu lassen.
Mit dem Weg über Syrien macht Rußland so den Export einfacher, verschafft Syrien Zusatzeinnahmen und erhöhte Bedeutung als Getreide-Handelszone in schweren Zeiten, und verstärkt den eigenen Einfluß im Nahen Osten.
Ein Teil wird offenbar über die Türkei verschifft, die hier sicher auch ordentlich mitschneidet und dafür Getreide umdeklariert, trotz der heftigen Proteste des ukrainischen Außenministeriums.
Laut einem türkischen Beamten einer Kontrollbehörde für den Verkehr im Bosporus handelt es sich inzwischen um ziemliche Mengen an Getreide, die auf dieser Art verschifft werden.
Eine weitere Methode der Weißwaschung dieses eroberten Getreides besteht darin, daß sie vor der Küste in internationalen Gewässern auf Schiffe verschiedener Staaten verladen werden. Hier scheinen vor allem andere arabische Staaten Kapazitäten zur Verfügung zu stellen und an dem Handel beteiligt zu werden.
Ebenfalls in diesen grauen Getreidehandel verwickelt ist Zypern, das sicher etwas Zusatzeinkünfte für diese Dienste gut gebrauchen kann.
Ein kleiner Teil des aus den besetzten Gebieten stammenden Getreides wird angeblich den Don und die Wolga aufwärts mit Flußschiffen nach Rußland transportiert.
Ukraine und Russland einigen sich auf Export von Weizen
Nach wochenlangen Verhandlungen wegen Russlands Getreideblockade im Schwarzen Meer wurde eine Einigung erzielt. In den kommenden Wochen soll der Export des Getreides wieder möglich sein. Davor stellte die Ukraine klar, dass es kein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine, sondern gesonderte Übereinkommen sind.
Die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine soll von den Konfliktparteien unter Uno-Führung gemeinsam überwacht werden. Eine noch nicht unterschriebene Einigung zum Ende der russischen Getreideblockade im Schwarzen Meer sieht ein gemeinsames Kontrollzentrum in Istanbul vor, das von den Vereinten Nationen geleitet und mit Vertretern Russlands, der Ukraine und der Türkei besetzt sein soll.
Zudem einigten sich die Parteien den Angaben zufolge darauf, dass Schiffe mit dem Ziel Ukraine zunächst in Istanbul durchsucht werden, um sicherzustellen, dass sie keine Waffen oder Ähnliches geladen haben. Eine weitere Durchsuchung solle es dann in der Türkei geben, wenn die Schiffe aus der Ukraine kommend das Schwarze Meer wieder verlassen wollen. Damit solle sichergestellt werden, dass ausschließlich Getreide an Bord ist. Schiffe in dem humanitären Korridor und die beteiligten Häfen dürften dabei nicht angegriffen werden.
Das Abkommen gelte zunächst für vier Monate.
(Standard, 23.7.)
Irgendwo eine diplomatische Meisterleistung der Türkei, zwei Kriegsparteien auf diese Art von Zusammenarbeit zu verpflichten – das wurde offenbar vor einigen Tagen in Teheran ausgemacht.
Die türkische Führung sieht es als Anfang für eine friedliche Lösung des ganzen Konfliktes.
Es ist wirklich bemerkenswert, wie sich die EU als Quasi-Kriegspartei die ganze Zeit geifernd selbst das Wasser abgräbt, während der Sultan am Bosporus sich als moderate Friedenspartei betätigt.
Während in den Medien betont wird, daß es ja jetzt freie Bahn gibt, so sei daran erinnert, daß 1. die ganzen Häfen erst einmal entmint und auch der Korridor auf Minenfreiheit untersucht werden muß, was übrigens in Zukunft vermutlich täglich zu geschehen hat, da ja viele der ukrainischen Minen im Schwarzen Meer herumtreiben.
Außerdem sind seit Beginn der Kriegshandlungen zahlreiche fremde Schiffe samt Crew in den ukrainischen Häfen blockiert, die müssen ja auch erst einmal flottgemacht und für den Transport fit gemacht werden, auch in politisch-juridischer Hinsicht: Dürfen die überhaupt, und wohin?
Es ist anzunehmen, daß im Schatten dieses Abkommens auch die Blockade russischer Getreidelieferungen – oder überhaupt Schiffladungen – durch Sanktionen (Versicherung, Banküberweisungen, Hafen-Erlaubnis) aufgehoben wurde und der Export von Getreide aus den russisch besetzten Gebieten kein Thema mehr ist.
Das wird natürlich nicht an die große Glocke gehängt.
Es wird sich übrigens auch herausstellen, wieviel Getreide überhaupt noch da ist, nachdem die bisherigen Ausfuhren nicht sehr transparent waren bezüglich Mengen, Bezahlung und involvierte Parteien.
„Der ukrainische Infrastrukturminister Oleksander Kubrakov, der den Vertrag in Istanbul fr die unkrainische Seite unterzeichnet hat, betonte, daß das Bombardement in Odessa nicht zur Kündigung des Paktes zum Getreideexport führen werde.
Volodimir Dubovik, der Direktor des Odessaer Instituts für internationale Studien (CIS), hielte es für einen Irrtum, wenn die Ukraine aus dem Pakt aussteigen würde: »Es muß klar sein, daß an einem etwaigen Bruch des Paktes nicht die Ukraine Schuld ist. Abgesehen braucht das Land den Export, es muß eine Möglichkeit dafür gefunden werden. … Es ist allerdings sicher, daß die Schifffahrtsunternehmen zögern werden, sich in diesem Handel zu betätigen, weil die Gegend eine unsichere Zone ist.«
Dubovik glaubt, daß dieser Überraschungsangriff von Rußland eine Demonstration ist, daß es »immer und überall in der Ukraine zuschlagen kann«. Der Experte weist auch auf die Möglichkeit hin, daß Moskau damit eine Botschaft an Kiew schickt, von einer Offensive gegen die von Rußland besetzten Gegenden an der Schwarzmeerküste abzusehen, und ja keine militärischen Schläge gegen russische Positionen auf der Krim zu unternehmen.“
(El País, 24.7.)
Dem entsprechenden Artikel ist ein Foto des bombardierten Hafens beigefügt, auf dem man keinerlei Beschädigungen erkennen kann.
Man merkt, daß die USA und Großbritannien sehr unzufrieden mit dem Getreide-Deal sind, weil er völlig an ihnen vorbei zustandegekommen ist und Erdogan sehr aufwertet – im Nahen Osten, in Afrika und überhaupt in der Welt.
Aus ähnlichen Gründen kommt auch bei der EU keine Freude darüber auf.
Kornkrieg und regelbasiertes Hungern
mit Renate Dillmann – 99 ZU EINS – Ep. 157
Der Westen macht Russlands Krieg für eine internationale Hungerkatastrophe verantwortlich. Ein sogenannter "Kornkrieg" wird geführt. Aber was hat es damit auf sich, und inwiefern ist Hunger im Kapitalismus eigentlich vermeidbar?
(Die Sendung wurde Live gestreamt, und ist nun als Aufzeichnung verfügbar):
https://www.youtube.com/watch?v=0ZU51ty7VaM
vgl. auch: https://www.contradictio.de/blog/archives/9031
Der Vortrag erläutert übrigens auch, wieso alle Jahre wieder – und zwar bereits vor dem Ukraine-Krieg – immer mal wieder Hungerkatastrophen in den früher “Entwicklungsländern” genannten Staaten in die Schlagzeilen geraten. Wie funktioniert denn der kapitalistische Weltmarkt mit Nahrungsmitteln – und gibt es dabei "im Normalfall" überhaupt den Zweck einer "Versorgung" "der Menschheit" mit Nahrungsmitteln? Wie ist denn nach der historischen “Entkolonialisierung” anschließend die Entwicklung der südlichen Länder abgelaufen?
Sowie: Wie funktioniert eigentlich hierzulande “Meinungsfreiheit” , wenn solche Erläuterungen komplett wurschtegal im öffentlichen Disput in der hochgelobten Demokratie sind?
Renate Dillmann beschreibt so ab Minute 28 betrübt, wie wenig Zustimmung all die vernünftigen Artikel und Podcasts gegeben hat, die es im Zusammenhang mit dem Krieg ja sehr wohl gegeben hat. Und ist erstaunt, daß der normale Medien-Konsument auch gar kein Interesse an korrekten Fakten über den Krieg hat. Der "weiß" schon vorher, daß Putin an allem Schuld ist. Für sie stellt sich deshalb die Frage, vor allem zu klären, "wie das nationale Wir hierzulande funktioniert." Wohl wahr. Und dazu kam eben, auch von ihr hier (oder anderswo), bekanntlich herzlich wenig.
Protokoll zum Jour-Fice vom 18.07.2022 – Die drei Gründe des Ukraine-Kriegs (GS 2-22)
1. Russland – Fortsetzung
Russland führt in der Ukraine und gegen sie einen „halben Stellvertreterkrieg“ (S. 44 o.), denn es wehrt sich damit gegen den Westen, der ihm immer heftiger die Abschreckungsmacht bestreitet, mit der es seinen Status als Weltmacht verteidigt. Den Respekt dafür dem Westen abzuringen, das hat die russische Regierung mit dem Krieg in der Ukraine nicht in der Hand. Nicht nur, weil der Ausgang des Kriegs offen ist, sondern weil die westliche Nichtanerkennung Russlands als Weltmacht einen ganz anderen Grund hat. Der liegt in der als „ziviles imperialistisches Herrschaftsverhältnis“ (S. 46 o.) eingerichteten Weltordnung. In der ist die ganze Staatenwelt darauf verpflichtet, ihre ökonomische Basis in der weltweiten kapitalistischen Konkurrenz zu suchen; in der dreht sich die Vermehrung allen kapitalistischen Reichtums darum, dass Dollar und Dollar-Kredit benutzt werden. Mit dieser ‘alternativlosen’ Abhängigkeit von den USA haben die USA ein Weltwirtschaftssystem aufgebaut und sich die zivile imperialistische (Erpressungs-)Macht verschafft, mit der sie in letzter Instanz die Teilnahme aller Staaten am Weltmarkt abhängig von amerikanischer Lizenz machen können. (….)
2. Der Westen
Es ist nicht zu übersehen, dass der Westen, – auch wenn er eine direkte Kriegsbeteiligung (bisher) ausschließt –, die militärische Auseinandersetzung in der Ukraine als seinen Krieg betrachtet, in dem er eine entscheidende Rolle spielen will, weshalb er die militärische Auseinandersetzung auf anderer Ebene mit einem Wirtschaftskrieg begleitet. Was ist der Grund dafür? Wie ist es zu verstehen, wenn sich der Westen dabei auf die Verteidigung der europäischen Friedensordnung beruft? (…)
https://de.gegenstandpunkt.com/sites/default/files/jf-protokolle/jf220718-Kriegsgründe2-Russen-Westen.pdf
https://de.gegenstandpunkt.com/jfp/jf-protokolle
https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/drei-gruende-ukraine-kriegs
@neoprene: Das ist mir auch aufgefallen. Aber was soll da schon kommen. Der übliche Käse, dass der Staat sein Volk macht, und dem Volk nichts anderes übrig bleibt als zu nicken.
Das beste an dem Video war, dass darauf aufmerksam gemacht wird, dass der Weizenpreis Anfang Februar 2022 an den Warenterminbörsen bei 265 € pro Tonne lag. Am 24. Februar lag er bei 422 € pro tonne. Mit dem physischen Nichtvorhandensein von Weizen kann das nichts zu tun haben.
Wenn jemand mal einen Artikel findet, der erklärt, warum in den Lebensmittelketten die grundlegenden Waren immer gleich kosten (also nicht Premiumprodukte) bis auf den Cent genau, der soll das bitte verlinken. Es ist als würden sich die Händler absprechen, was aber eigentlich verboten ist. Außerdem war es so, dass ähnliche Produkte innerhalb eines kurzen Zeitraums im Preis sich verteuern. z.B. Butter wird teuer, eine Woche später Frischkäse, dann Quark. Alles was als Brotaufstrich dient, alle Alternativen zu Butter steigen ebenfalls im Preis. Es ist als wolle man das Ausweichen auf günstigere Alternativprodukte verunmöglichen, indem diese auch teurer werden. Die naheliegende Erklärung ist natürlich, dass Milch teurer wird und deshalb alle Molkereiprodukte. Wobei ich mir nicht erklären kann warum Milch teurer wird. Da steckt ja kein Öl oder Gas drin. Nach meiner Erinnerung war es so, dass erst das Speiseöl gestiegen ist, dann die Butter, dann Frischkäse und Milch und dann Quark, Kräuterquark. Oder ist es so, dass die Ausweichbewegung der Kunden den Preisanstieg erst verallgemeinert. Also Speiseöl wird teurer, die Kunden benutzen vermehrt Butter. Erhöhte Nachfrage nach Butter erhöht den Butterpreis, das erhöht die Nachfrage nach Milch, um Butter herzustellen. Milch wird teurer. Wenn Milch teurer wird werden auch alle Molkereiprodukte teurer.
Das Problem ist bloß, dass diese Ausweichbewegungen nur kurze Nachfrageschübe sind. Wegen der höheren Preise sinkt die Nachfrage unter das Ausgangsniveau. Sinken dann die Preise in Sparten, in die keine oder wenig höhere Kosten, wegen der Energiepreise eingehen? Oder bleiben die Preise, weil wegen Inflation eine allgemeine Geldentwertung stattgefunden hat?
"Das beste an dem Video war, dass darauf aufmerksam gemacht wird, dass der Weizenpreis Anfang Februar 2022 an den Warenterminbörsen bei 265 € pro Tonne lag. Am 24. Februar lag er bei 422 € pro tonne. Mit dem physischen Nichtvorhandensein von Weizen kann das nichts zu tun haben."
Ja und Nein: Die Preise/Kurse auf Waren- und Warenterminmärkten haben natürlich sehr wohl was mit dem Vorhandensein von angebotenem Zeugs zu tun. Seltene Sachen wie Gold kosten im Schnitt ein Vielfaches von Gütern wie Kupfer. Aber vor allem gehen in die Tagespreise von allem Zeugs die Erwartungen aller Marktteilnehmen ein, wenn da eine Verknappung befürchtet wird, ziehen prompt die Preise schon an, auch wenn "jetzt" noch gar keine Angebotsverringerungen vorliegen. Der "Markt" hat also den Krieg/Wirtschaftskrieg schon "eingepreist”, wie es immer heißt. Was dann dazu führt, daß irgendeine wirklich eintretende Verschlechterung den Preis gar nicht mehr groß verändert, denn der "Markt" ist ja eh davon ausgegangen, daß es so kommt.
Du meinst also man solle auf die Euphemismen der Spekulation wie "eingepreist" ruhig hereinfallen ohne etwas dagegen sagen zu dürfen.
War das nicht klar, dass ich sagen wollte, dass der Preisanstieg mit der physischen Knappheit von Weizen am 24. Februar nichts zu tun hat. Ist das so schwer zu verstehen, bloß weil das Datum ein Satz davor steht. Ganz genau das, was du sagst, wollte ich damit ausdrücken. Der Preisanstieg hat mit dem angenommenen, möglichen Verknappung von Weizen in der Zukunft zu tun. Und das nennt sich ohne Euphemismus wie? – Richtig. Das nennt sich Spekulation. Ob es tatsächlich zu einer Verknappung kommt, und in welchem Umfang, und welcher Preis dabei rauskommen würde, weiß nämlich kein Schwein. Dafür müsste man die Zukunft kennen. Es kaufen nur alle Weizen, weil sie mit dem Anstieg der Preise rechnen und sich ausrechnen, ihren Weizen teuer verkaufen zu können. Das Resultat ist, dass es überhaupt nicht zu einer Verknappung kommen muss, weil sich z.B. alle Wohltätigkeitsorganisationen für den aktuellen Weltmarktpreis nur noch die halbe Menge leisten können. Dann verhungern halt 10 Millionen mehr. Die Knappheit ist gar keine physische, sondern wird über den Preis hergestellt (, der für einige dann schlicht nicht mehr bezahlt werden kann.) und zwar aus dem alleinigen Grund, weil einige Kapitalisten dicke Gewinne wittern.
Zum Schmuggel und Sklavenhandel hätte auch noch der Krieg gepasst, den zwar das spekulative Finanzkapital nicht angefangen hat, aber immerhin ausnutzt und damit tatsächlich "alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß stampft". Millionen werden zusätzlich verhungern für den Profit der Spekulanten. Das ist tatsächlich die "eingepreiste" Folge des spekulativen Preisanstiegs bei Weizen. "Eingepreist" ist Wirklichkeit überhaupt nichts. Welche Kosten sind denn gestiegen, außer denen, die den Spekulanten, den Öl und Gasfirmen zusätzlich in die Taschen fließen? Muss für irgendwas mehr Arbeitskraft verausgabt werden? Es wird so getan, als würde ein gestiegener Kostenanteil den Preis der Ware verteuern. Das dieser Kostenanteil aber im Spekulationsgewinn von Kapitalisten besteht, will niemand wissen.
Wie es kommt weiß niemand. Kommt drauf an, wie die Börse eine tatsächliche Verknappung bewertet. Vielleicht meinen die Spekulanten ja, dass der Preis noch weiter steigen könnte. Es könnte aber auch sein, dass zu dem hohen Weltmarktpreis nur noch die Hälfte losgeschlagen wird. Dann sinkt der Preis wieder. Weizen wird geerntet, die Speicher füllen sich, aber wenige können sich den Weizen zu dem hohen Preis leisten. Also steigt das Angebot. Es ist eben eine Spekulation auf ein verringertes Angebot. Der höhere Preis führt aber dazu, dass auch die Nachfrage nach unten geht. Inzwischen ist der Weizenpreis auch schon wieder gefallen. Um fast 50% aber nicht auf Vorkriegsniveau und erst recht nicht auf Vorcorona-niveau (3 Jahre anklicken). Wenn der Krieg noch eine Weile weitergeht, wird die Börse merken, dass der Krieg wenig Einfluss auf die Weizenproduktion der Welt hat.
@Kehrer
Das steckt in allem drin, weil erst muß die Kuh gemolken werden. Das geschieht heute beinahme ausnahmslos elektrisch, braucht also Energie.
Dann muß die Milch in die Molkerei geliefert werden. Das kostet Treibstoff.
Schließlich müssen die Milchprodukte verarbeitet werden, wobei auch wieder Energie vonnöten ist. Und zumindest bei uns in Ösiland wird viel Strom aus Gas erzeugt.
Was natürlich Preisabsprachen nicht ausschließt. Aber es ist eben so, daß Energie in allem drin ist und wenn sich da der Preis verdoppelt, so hat das Folgen.
Personalmangel bei Seeleuten erschwert Umsetzung von Getreideabkommen
Der Export von ukrainischem Getreide könnte nach dem Abkommen der vergangenen Woche innerhalb von Tagen wieder anlaufen – theoretisch. Doch es fehlt an Seeleute. "Die Hauptsorge ist momentan die Sicherheit der Mannschaften", sagte der Geschäftsführer von Danica, ein auf die Bereitstellung von Schiffcrews spezialisiertes Unternehmen. Die Ukraine hat zur Verteidigung gegen die russische Invasion nahe gelegene Küstengebiete vermint.
Mehr als 1.500 Seeleute wurden seit Anfang des Krieges in Sicherheit gebracht. Ukrainische Seeleute stehen kaum zur Verfügung, da sie ihr Land verteidigen sollen. Russisches Personal lehnt die Ukraine wegen Sicherheitsbedenken ab. Daher sind internationale Mannschaften gefragt, sie aber können ihrerseits den risikoreichen Einsatz ablehnen.
"Solange den ukrainischen Behörden nicht geholfen wird bei der Beseitigung der Minen und der Schaffung einen sicheren Korridors, setzen sich die Seefahrer erheblichen Risiken für ihr Leib und Wohl aus", sagte Stephen Cotton, Chef der Internationalen Transportarbeiter-Föderation. Nachdem die Gewerkschaft ITF die Gewässer vor der Ukraine als Hochrisikogebiet eingestuft hat, kann Personal aus dem Ausland einen Einsatz in den Gebieten verweigern. Aus Industriekreisen verlautete, dass die, die sich zu einem Einsatz bereit erklären, mehr Geld verlangen könnten.
https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000137822721/ukraine-meldet-massive-russische-truppenverlegung-in-den-sueden
Man könnte da allerlei hinzufügen, in der Art, daß der Reichtum der kapitalistischen Gesellschaft auf der lebenden Arbeit beruht und gleichzeitig alle wirtschaftlichen Akteure danach trachten, sie wegzurationalisieren …
Also bitte. Das bisschen Strom das die Pumpe braucht. Die Kosten dafür liegen pro Liter wahrscheinlich bei unter einem cent. Alles mechanische braucht vergleichsweise wenig Energie. Und mit der Milch heizen die Bauern teilweise ihre Häuser. Da sind Wärmepumpen drin, die Körperwärme der Milch ausnutzen.
Auch das ist ein lächerlicher Betrag. Die Milch wird ja nicht um die halbe Welt transportiert, sondern in eine Molkerei, die wenn es hoch kommt 40 km entfernt liegt. In einen Milchlaster gehen 17 000 liter. Ein 40-Tonner braucht 25l pro 100km. Sagen wir er fährt hin und zurück 100 km – also 25 liter Diesel mit 2€ gerechnet insgesamt 50 €. Sagen wir vorher hat der Diesel 1€ gekostet. Dann sind das 25 € auf 17 000 liter Milch. Die Löhne sind ja nicht gestiegen. Das sind 0,15 cent mehr pro Liter. Kommt noch die Molkerei. Da wird die Milch erhitzt auf 75°C. Das kostet weniger als Wasser im Wasserkocher zum Kochen zu bringen. Nehmen wir den Wasserkocher mit 2200W. Sagen wird das dauert 5min bis das Wasser kocht. Also 2,200 Kwh:12= 0,183 kWh. Kilowattstunde kostet 32cent x 0.183kwh= 5.85 cent. Das sind die Gesamtkosten für ca. 1,5 l auf 100°C. Also 5,85:1,5 x 0.75= 2,9 cent. Immer noch Gesamtkosten und nicht die Teuerung. Der Strompreis ist nicht so stark gestiegen. Sagen wir um ein Drittel. Dann kostet das erhitzen von 1 Liter Milch mit Strom 1 cent mehr und das bei einem Strompreis, wie ihn die Privathaushalte zahlen. Für Großabnehmer ist der Strom aber Günstiger ca. 21cent. Also kostet das Erhitzen sicher weniger als 1 cent pro Liter mehr. (sicher wird auch hier mit Wärmetauschern gearbeitet.)
Die Preissteigerung müsste also großzügig gerechnet bei 2cent liegen, aber nicht bei 30-40 cent.
Ja, Energie ist in allem drin – bloß wieviel. Das scheint gar keine Rolle zu spielen. Man hat das Gefühl die Milch besteht ganz aus Öl, weil sie im selben Maß teurer wird. Gerade bei Milch ist aber nicht so viel Energie drin. Dass überall Energie drin ist, wird als Rechtfertigung benutzt die Preise zu erhöhen und wer dann nachfragt kriegt zu hören, dass überall Energie drin sei. Wer rechnet schon nach.
Das sind die Berechnungen der Molkereien, die wie bei den Ölfirmen mäßig transparent zu sein scheinen.
Ich weiß nur, daß der Bauer selbst für die Milch sehr wenig bekommt. Wie sich dann der Gewinn für die Molkerei errechnet, ist eine andere Sache.
In der KP war vor ein paar Wochen ein sehr interessanter Artikel über die Verpackung der Milch – weil sich Tetra Pak jetzt vom russischen Markt zurückgezogen hat und die Milch wieder anders abgefüllt werden muß.
Aber die Verpackungsfirma hat auch eine Markt macht, das möchte man nicht glauben.
In Griechenland konnte eine Zeitlang nach der Schuldenkrise keine Milch mehr ausgeliefert werden, weil Tetra Pak (?) nicht mehr lieferte, wegen ungezahlter Rechnungen.
Vom März habe ich einen Artikel gefunden, der mir schon eher einleuchtet. Das war allerdings noch bevor der Milchpreis im Supermarkt in die Höhe ging. Demnach ist es so, dass auch die Bauern etwas mehr kriegen. Etwa 10 ct. Der Hauptgrund scheint aber wieder mal zu sein, dass international der Preis für Milch bzw. Milchpulver in die Höhe ging.
Alles sehr seltsam:
Mais für Libanon: 1. Schiff mit Getreide aus der Ukraine ausgelaufen
Das erste Schiff mit Getreide hat den Hafen von Odessa in der Ukraine verlassen. Laut UN hat die "Razoni" über 26.000 Tonnen Mais geladen. In Istanbul soll das Schiff am Dienstag untersucht werden.
https://de.euronews.com/video/2022/08/01/ukraine-hafen-odessa-schiff-getreide-libanon
Im Libanon sind in der Vergangenheit 2 Schiffe mit aus den besetzten Gebieten der Ukraine stammendem Weizen auf Druck der Ukraine (und vermutlich der USA) abgelehnt worden, ein russisches und ein syrisches.
Und das, obwohl die Not groß ist und das Getreide dringend benötigt würde.
Jetzt kommt ein Schiff mit Mais, der im Libanon gar kein Brotgetreide ist. Mais wird in diesen Weltgegenden als Viehfutter verwendet.
Außerdem gibt es dort ja gar keine Lagerkapazitäten für diese 26.000 Tonnen Viehfutter, seit im Hafen von Beirut der Speicher in die Luft geflogen ist.
Die Vermutung liegt nahe, daß da irgendwer Business macht und der Libanon nur der Umschlagplatz für Weitertransporte in andere Staaten ist.
Zusatzinfo: Das Schiff läuft Tripoli an, dort gibt es anscheinend noch Lagerkapazitäten.
Routen:
Die Korridore verlaufen übrigens ganz in der Nähe der Schlangeninsel.
Von der Entminung als Voraussetzung der Transporte wurde Abstand genommen, weil das mehrere Monate in Anspruch nehmen würde und das Abkommen nur 120 Tage lang gilt.
Eine weitere Niederlage Rußlands im Ukraine-Krieg?
Das erste Getreideschiff aus Odessa ist mittlerweile durchs Schwarze Meer gekommen.
Aber es gab in dem Abkommen ja noch mehr:
"Rußland hat stets betont, es erwarte in Gegenzug, daß seine Getreide- Lebensmittel- und Düngerexporte ebenfalls wieder in vollem Umfang aufgenommen werden können."
Berliner Zeitung vom 3.8.22
Offensichtlich ist das bisher *nicht* passiert, aber Rußland hat/mußte das Schiff durchlassen.
Rußland hat sich ja verpflichtet, die Schiffe durchzulassen, also von einer Niederlage kann keine Rede sein.
Ich erinnere daran, daß die vorige Initiative des ukrainischen Getreideexports an der Ukraine gescheitert ist, nicht an Rußland.
Sacharowa hat sich gestern beschwert, daß die Erleichterungen für den russischen Getrideexport nicht eingetreten sind.
Ein besonderes Thema ist das aber nicht in den russischen Medien, weshalb ich annehme, daß die Sache schon irgendwie läuft.
Mir kommt es eher verdächtig vor, daß das Auslaufen eines einzigen Schiffes, noch dazu mit Mais, aus Odessa derartig gefeiert wird. Noch dazu, wo nach russischen Angaben sehr viele ausländische Schiffe in ukrainischen Häfen festsitzen.
Bei dem Tempo wird nicht viel Getreide aus der Ukraine auf diesem Weg abtransportiert werden …
Ich erinnere an meinen Post vom 17.7. über den Export von Getreide aus den besetzten Gebieten der Ukraine – da scheint ja einiges weiterzugehen.
Daraus kann man schließen, daß auch aus Rußland selbst einiges exportiert wird.
"Rußland hat sich ja verpflichtet, die Schiffe durchzulassen".
Nein das war ein klassischer Do-ut-des-Vertrag: Ich gebe dir dies und du gibst mir im Gegenzug das. Wenn es nur darum gegangen wäre, daß man Rußland dazu bekommt, Getreide raus zu lassen, wozu dann Verhandlungen mit beiden Kriegsparteien?
Und deshalb ist es eine Niederlage für Rußland, wenn tatsächlich der Export aus Odessa wieder grundsätzlich möglich ist, Rußland aber keinerlei Gegenleistungen zugestanden bekommen hat. Offensichtlich ist die russsische Schwarzmeerflotte schon so in die Enge getrieben und verunsichert, daß jegliche Drohungen, das Meer vor Odessa zuzumachen nicht mehr glaubwürdig waren, denn dann hätte die Ukraine mit den USA alles zum Sinken bringen können.
Das kann ich aus meiner Zeitungslektüre nicht bestätigen.
Die Eroberung Odessas vom Meer her wurde nach der Versenkung der Moskva aufgegeben.
Rußland stört sich nicht daran, daß Getreide aus der Ukraine exportiert wird, es will nur nicht, daß Waffen über diesen Weg hineinkommen. Und dafür garantieren die Türkei und die UNO.
Ich sehe das Haupt-Hindernis nach wie vor an den Minen, die überall herumschwimmen, und der dadurch bedingten Verunsicherung der Schifffahrtsgesellschaften. Außerdem, wie gesagt, finden sich wenig Hafenarbeiter, vielleicht auch deshalb, weil die Ukraine überall verzweifelt Jagd auf Wehrpflichtige macht.
Aber lassen wir uns überraschen. Seit der Abmachung sind 2 Wochen vergangen, 1 Schiff ist ausgelaufen. Irgendwas klappt hier offenbar nicht.
„Die Türkei geht davon aus, dass bald ein Schiff pro Tag mit wichtigen Getreideexporten aus der Ukraine ablegen kann.“
https://www.derstandard.at/story/2000137981643/aufregung-um-putin-aeusserung-zu-atomwaffen-evakuierungen-im-donbass
Na dann!
"Rußland stört sich nicht daran, daß Getreide aus der Ukraine exportiert wird, es will nur nicht, daß Waffen über diesen Weg hineinkommen. Und dafür garantieren die Türkei und die UNO."
Wenn Rußland eh den Hafen nicht mehr blockieren kann (was wahrscheinlich ist seitdem die Ukraine Harpoon-Raketen hat), warum brauchte es dann eigentlich das Abkommen?
Die Routen durch das Schwarze Meer kann Rußland nach wie vor blockieren, durch Beschuß von Schiffen.
Die Häfen sind jedoch zusätzlich durch die Minen blockiert, und deshalb braucht es besondere Maßnahmen, um dort überhaupt Schiffe auslaufen lassen zu können.
Rußland will nur sichergehen, daß keine Waffen zurückkommen. Daß die Ukraine Getreide ausführt, dagegen hat es meiner Ansicht nach nichts.
Die Türkei ist der Allerinteressierteste Teil an dem Abkommen, und mir erscheint es langsam als eine Art Minsk III, zum langsamen Sterben verurteilt.
Nein, Rußland geht es nicht nur um die Verhinderung des Waffenimports. So ernst damit ist es ihnen auch nicht gewesen, sonst würden sie ja auch dem Land auch erheblich mehr getan haben.
Rußland geht es auch um eigene Exporte. Und sie beschweren sich jetzt, daß da immer noch nichts passiert ist, kündigen deshalb aber das Abkommen nicht auf, weil sie sich das offensichtlich nicht mehr erlauben können.
Aber, fix noch einmal, Rußland ist doch von Anfang an an dem Abkommen interessiert gewesen! Aufkündigen wollen sie es nicht, warum denn auch?! So haben sie einmal mehr die Möglichkeit, zu sagen: An uns liegt es nicht, wenn die Welt kein Getreide bekommt!
Und sei überzeugt, die Russen sitzen nicht auf ihrem Getreide, die exportieren es durchaus. Ich halte es für vorstellbar, daß sie am Rande des Istanbul-Abkommens einen Deal mit der UNO gemacht haben und die jetzt beliefern, ohne große Geräusche.
Und die Sacharowa-Beschwerde eine Nebelgranate ist, um davon abzulenken.
Was die Waffen angeht: Fällt dir auf, daß man wenig von ihnen hört? Die Javelins, die Bayraktars – wo bleiben die Erfolgsmeldungen?
Die HIMARS erweisen sich offensichtlich auch nicht als die Wunderwaffe, als die sie gehandhabt wurden, und müssen mitsamt Personal geliefert werden.
Siege gibt es für die ukrainische Seite keine zu verzeichnen, und sobald die Russen die nächsten Gebietsgewinne gemacht haben, ist endgültig Feuer am Dach.
Ja, Rußland war in der Tat an einem Abkommen interessiert, weil es eben in seinen Exporten behindert wird durch die Sanktionen der NATO-Staaten. Aber die zeigen jetzt Rußland den Stinkefinger und halten sich nicht an die Zusagen. Nur Rußland ist so schwach, daß es daraufhin nicht seinerseits das Abkommen als erledigt ansieht. Das die Ukraine ja noch nicht mal versprochen hatte, die Minen für einen sicheren Transit zu räumen, gibt es jetzt nicht gerade Begeisterung bei den Exporteuren, die dem fragilen "Frieden" im Schwarzen Meer nicht trauen. Das ist aber nur ein geringer Trost für Rußland.
"Die HIMARS erweisen sich offensichtlich auch nicht als die Wunderwaffe, als die sie gehandhabt wurden, und müssen mitsamt Personal geliefert werden."
Das die von US-Soldaten oder Briten bedient werden, nimmt ja weder Rußland den USA krumm noch ist das dem Einsatz irgendwie abträglich.
Was mich stark wundert, ist, daß die "Offensive" zur Rückeroberung von Cherson bisher so kläglich gelaufen ist. Die Dnjepr-Brücken sind von zentraler Bedeutung für den Nachschub der russischen Truppen dort und mehr als einen läppischen Treffer haben die HIMARS-Raketen an der Autobrücke nicht hingekriegt? Ist der Ukraine schon die Munition ausgegangen oder kann die russische Luftabwehr die mittlerweile doch abschießen? So wird das jedenfalls nichts mit der großmäulig angekündigten Rückeroberung noch im August.
Eine eigenartige Vorstellung, daß man sich Rußland immer schwach und defensiv vorstellen muß, offenbar als eine Art Gegenposition zur herrschenden Medienhetze. Aber nicht weniger falsch:
Die HIMARS-Raketen haben immerhin das Bombardement der Azow-Gefangenen in Jelenovka hingekriegt, und daran kiefelt meiner Ansicht nach jetzt das ganze ukrainische Militär. Weil das scheint eine Entscheidung der USA gewesen zu sein, die bedienen diese HIMARS ja auch.
Man merke auch, wie die Meldungen zur Ukraine immer schwächer werden und auf die Hinterseiten verschwinden …
Was den Dnjepr betrifft, so behelfen sich die Russen mit Ponton-Brücken. Zur Cherson-Front empfehle ich den Post vom 1. August, den ich hier ja nicht ohne Grund hierhergestellt habe.
"Eine eigenartige Vorstellung, daß man sich Rußland immer schwach und defensiv vorstellen muß"
Es geht nicht um "Vorstellungen", die man sich machen "muß", sondern einfach konkret um das Getreideabkommen. Was sagst du denn dazu? War das nun ein Sieg Rußlands oder eine Pleite? Wie sieht es denn für dich aus?
Bei dem Getreideabkommen ging es nicht darum, dass Russland sein Getreide exportiert bekommt. Wie soll das auch gehen? Das Getreide durch die Ukraine karren? Die Russen haben andere Häfen am Assowschen Meer. Russland wollte dem westlichen Vorwurf begegnen, dass es Getreide als Waffe einsetzt und die Welt mit dem vorenthalten von Getreide erpresst. Also hat die Russen ein Interesse, dass das Abkommen zustande kommt. Die Ukraine sowieso, wegen den Einnahmen und die Türken konnten sich als Vermittler in Szene setzen. Die Türken sind eh beteiligt weil sie am Bosporus sitzen. Dort werden die Schiffen vor dem Durchqueren auch nochmal auf Waffen durchsucht. Will sagen: Das Abkommen ist zustande gekommen, weil alle Parteien ein Interesse daran hatten.
Dieses erste Schiff ist deshalb von der Presse so abgefeiert worden, um den Russen nicht den Triumpf zu überlassen. Wahrscheinlich wurde es in der russischen Presse als russischer Erfolg gefeiert.
"Bei dem Getreideabkommen ging es nicht darum, dass Russland sein Getreide exportiert bekommt."
Wie kommst du denn auf sowas??
"Russland erwartet, dass seine Getreide-, Lebensmittel– und Düngerexporte ebenfalls wieder in vollem Umfang aufgenommen werden können. Das Land beklagt massive Beeinträchtigungen des Exports im Zuge der vom Westen verhängten Sanktionen."
"Die Ausfuhr russischen Getreides und Düngers soll durch das Abkommen ebenfalls erleichtert werden. Getreide-Exporte aus Russland sind nicht direkt mit Sanktionen belegt, werden aber durch Strafmaßnahmen gegen Transportbetriebe, Versicherungen und Banken erschwert. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte bei einem Gipfeltreffen in Teheran im Gegenzug für den Export des ukrainischen Getreides Erleichterungen für den russischen Export gefordert."
De facto ist das Abkommen jedenfalls erst mal tot: Da der Westen Rußland düpiert hat und gar nicht daran denkt, die Sanktionen aufzuheben, die die russischen Exporte verhindern, denkt Rußland recht laut darüber nach, dann auch kein Getreide aus Odessa rauszulassen. Alle anderen denken das jedenfalls, denn seit dem (gescheiterten) Abkommen ist ja mal gerade ein(!) Schiff aus Odessa ausgelaufen.
Es ist ein Unterschied, ob Getreide wegen Sanktionen von ausländischen Häfen, Schwierigkeiten bei der Zahlungsabwicklung nicht exportiert werden kann oder weil ukrainische Häfen vermint sind. Ersteres ist auch durch ein Getreideabkommen zwischen Russland, der Ukraine und der Türkei gar nicht zu beseitigen und deswegen auch nicht Teil des Abkommens.
Wenn die Russen Sanktionserleichterungen wollen hätten sie mit dem Westen verhandeln müssen. So blöd sind die auch nicht, dass sie sich im Verhandlungspartner geirrt haben. Andererseits macht doch sowieso nur der Westen bei den Sanktionen mit. Die Türkei hat keine Sanktionen, Afrika nicht, Indien nicht. Südamerika, Mexiko nicht.
So wie ich das lese ist damit das Getreide in den Getreidespeichern, der von Russland eroberten Gebiete gemeint. Aber das werden sie wohl nicht von Häfen exportieren wollen, die noch von der Ukraine kontrolliert werden.
Nein, ist es nicht, weil es gar nicht darum ging, dass Russland sein Getreide exportiert bekommt. Das kriegen die auch ohne sichere Korridore über Odessa hin.
"Es ist ein Unterschied, ob Getreide wegen Sanktionen von ausländischen Häfen, Schwierigkeiten bei der Zahlungsabwicklung nicht exportiert werden kann oder weil ukrainische Häfen vermint sind."
Es geht um den Export *zweier* Staaten:
Einerseits will die Ukraine wieder aus Odessa exportieren können. Dafür ist sie aber nicht mal willens die Verminung aufzuheben und die Minen mit geeigneter Militärtechnik zu räumen, sondern hat nur einen zweifelhaften Lotsendienst angeboten, weil sie partout die Minenfelder behalten wollen, um ja keine russische Invasion befürchten zu müssen. Trotzdem hat sich immerhin ein Schiff gefunden, daß die riskante Tour gewagt hat. Damit das überhaupt geht, ohne daß die russische Marine die Frachter versenkt, insbesondere die Frachter, die eventuell mit Waffen in Odessa einlaufen, hat Rußland in den Vertrag schreiben lassen, daß die Schiffe in der Türkei von einer Kontrollkommission überprüft werden, ob sie wirklich "sauber" sind".
Andererseits will Rußland selber wieder Getreide und Düngemittel exportieren können. Das ging bisher nicht wegen den Sanktionen der NATO-Staaten. Und da war Rußland so blöd zu "erwarten", daß die jetzt aufgehoben werden. Daran denkt die NATO aber nicht.
Und deshalb ist das Gesamtabkommen offensichtlich mittlerweile tot: Weder kann die Ukraine aus Odessa Getreide exportieren noch Rußland aus seinen Häfen.
Ein Memorandum ist eine Denkschrift, kein Vertrag. Da können sich die vereinten Nationen noch so sehr einsetzen, wenn der Westen nicht will. Und das wissen die Russen. Die sind ja nicht blöd.
Ja Herrgott. wenn Russland von der Nato was will, dann darf sie halt kein Memorandum mit der UN unterschreiben, sondern muss mit der Nato verhandeln. Es wäre in der Tat ziemlich dämlich ein Abkommen mit jemandem zu schließen und von einem anderen zu erwarten, dass er es einhält.
” Das ging bisher nicht wegen den Sanktionen der NATO-Staaten.” Auch das ist falsch. Getreide steht nicht auf der Sanktionsliste des Westens. Der Export klappt nicht weil Russland keine Versicherer findet und weil es einige Häfen nicht anlaufen darf. Das sind aber m.E. die Häfen des Westens, die die Sanktionen mitmachen. Fast die ganze übrige Welt hat keine Sanktionen verhängt.
“Und deshalb ist das Gesamtabkommen offensichtlich mittlerweile tot:”
Ich hab das in der letzten Stunde gegoogelt und nirgends steht, dass das Abkommen tot sei. Es ist unterzeichnet. Es gibt nur die Äußerungen von Sacharowa die warnt:
«Darum warnen wir vor Versuchen, den zweiten Teil des Pakets zu verzögern oder nicht zu erfüllen». Das sagte sie mit Blick auf eine in Aussicht gestellte Lockerung einiger Sanktionen gegen Russland.”
Dass es sich um ein Paket handelt ist eine russische Interpretation (genauer die von Putin). In Wirklichkeit gibt es ein Memorandum mit der UN und sonst nichts. Das Memorandum ist nicht teil des Abkommens.
"das wissen die Russen. Die sind ja nicht blöd."
Doch sind sie. Immer wieder. Auf den Wirtschaftskrieg der NATO gegen Rußland hin haben sie ja noch nicht mal den Export der für die NATO-Wirtschaften wichtigsten russischen Exportgüter eingestellt. Nach Deutschland, einem der Hauptkriegsparteien, fließt immer noch Gas. Und deutsche Autos werden immer noch mit russischen Metallen gebaut.
Also noch einmal: Rußland exportiert Getreide. Und zwar sowohl über Sevastopol und Kertsch, aus den besetzten Gebieten kommend. Weiters über die eigenen Schwarzmeehäfen. Und vermutlich auch einen Teil über Land, nach Kasachstan und die sonstigen mittelasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken. Nach China möglicherweise über Flüsse, den Amur und so.
Ich entnehme den russischen Zeitungen jedenfalls nicht, daß sie auf ihrem Getreide sitzenbleiben. Diesbezüglich gibt es kein Gejammer. Im Gegenteil wird freudestrahlend von einer Rekordernte berichtet.
Nach dieser Tabelle
https://zerno.ru/regional-prices-cereals-125-maxdate-port
exportiert Russland derzeit Getreide hauptsächlich aus den Häfen Rostov am Don, Novorossisk, und Astrachan, und in geringem Ausmaß aus Taganrog, Azov und Taman.
Was jedoch behindert ist, ist, das Getreide an bestimmte Kunden zu liefern. Und da ist m.E. das größte Problem die UNO. Die ist nämlich der größte und sicherste Getreidekäufer, über ihre ganzen Unterorganisationen, FAO, Unicef und vor allem UNHCR.
Und die dürfen, wenn es nach dem Freien Westen geht, kein Getreide von Rußland kaufen.
Von der Ukraine hingegen können sie es nur sehr begrenzt, was eben über Polen und Rumänien herauskommt.
Guterres hat das Abkommen mit verhandelt, hat jedoch überhaupt keine Macht, da irgendetwas zu bewegen. Die UNO ist diesbezüglich ein Papiertiger.
Und natürlich, wenn die UNO russisches nicht darf und ukrainisches nur begrenzt kriegt, welches muß es dann vor allem kaufen, und zu hohen Preisen? US-Getreide! Andere Produzenten haben einen Kollateral-Nutzen.
Rußland agiert weder aus einer Position der Schwäche, noch hat es ein Problem damit, Schiffe aus der Ukraine rauszulassen. Es beklagt die ganze Zeit, daß die Ukraine durch die Verminung der Häfen einen Haufen ausländische Schiffe als Geisel genommen hat. Auch in Mariupol saßen türkische und bulgarische Schiffe fest.
Ich würde eher sagen, die russischen Politiker schauen bis zu einem gewissen Grad genüßlich und schadenfroh zu, wie der Westen nicht imstande ist, die Versorgungkrise, die er selbst hervorgerufen hat, zu lösen, – und können ihre Hände in Unschuld waschen.
An uns liegts nicht!
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Türkei: Weitere drei Getreideschiffe laufen Freitag von Ukraine aus
Drei weitere Schiffe mit Getreidelieferungen werden nach türkischen Angaben am Freitag von der Ukraine auslaufen. Dank der “intensiven Arbeit” des unlängst in Istanbul eingerichteten Koordinationszentrums für die Getreideexporte sei für Freitag die Abfahrt von drei Schiffen geplant, teilte am Donnerstagabend der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar laut Nachrichtenagentur Anadolu mit. Er äußerte sich nicht dazu, von welchen Häfen diese Schiffe in See stechen werden.
Auf Grundlage eines von der Türkei sowie der UN vermittelten Abkommens über die Getreideexporte auf dem Seeweg war am Montag erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs ein Frachtschiff mit Getreide – die “Razoni” – aus ukrainisch kontrolliertem Gebiet ausgelaufen. Seither stach noch kein weiteres Schiff mit Getreide von dort in See.
Die “Razoni” hat 26.000 Tonnen Mais an Bord und legte auf dem Weg in den Libanon in Istanbul an. Dort wurde die Ladung – wie in dem Abkommen vorgesehen – am Mittwoch gemeinsam von Inspektoren der Türkei, der UN, der Ukraine und Russlands untersucht, bevor das Schiff seine Reise fortsetzte.
https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000138014378/atomenergiebehoerde-warnt-vor-sehr-angespannter-situation-in-saporischschja
An der Türkei liegt es offenbar auch nicht.
Die UNO hat nichts zu melden.
Es ist also offensichtlich, bei welcher Partei es sich spießt.
Dabei wollen die doch so gerne!
Getreide-Frachter “Razoni” setzt Route durch Bosporus fort
Kiew/Istanbul (Reuters) – Der Frachter “Razoni”, der erstmals seit Kriegsbeginn Ende Februar Getreide aus der Ukraine auf dem Seeweg transportiert, kann seine Fahrt Richtung Libanon fortsetzen.
Eine dreistündige Inspektion brachte am Mittwoch keine Unregelmäßigkeiten ans Tageslicht. Das Schiff dürfte nun am späten Wochenende oder Anfang nächster Woche im Libanon eintreffen. Die Ladung soll helfen, Lebensmittelengpässe zu beheben. Weitere Transporte dieser Art sollen folgen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach dennoch nur von einem Tropfen auf den heißen Stein.
Am frühen Nachmittag mitteleuropäischer Zeit fuhr die “Razoni” in den Bosporus ein, der das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer verbindet. Zuvor hatten das türkische Verteidigungsministerium, das ukrainische Infrastrukturministerium und die Vereinten Nationen (UN) bestätigt, dass die Inspektion abgeschlossen sei. Angaben zur Crew und der Fracht stimmten mit vorherigen Anträgen überein und seien genehmigt, so die UN. Nach ukrainischen Angaben seien 17 weitere Frachter mit Agrargütern beladen worden und warteten auf grünes Licht, um auslaufen zu dürfen. Die “Razoni” werde noch vier bis fünf Tage bis zum Zielhafen in Tripoli im Libanon brauchen.
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor mehr als fünf Monaten hängen Millionen Tonnen Getreide in Häfen am Schwarzen Meer fest. Unter Vermittlung der Türkei und der UN hatten die Kriegsparteien ein Abkommen unterzeichnet, das die Wiederaufnahme der Exporte vorsieht – ein seltener diplomatischer Erfolg in dem Krieg. Über sichere Routen sollen aus drei Häfen Ausfuhren möglich werden. Die Ukraine zählte – wie Russland – bisher zu den weltgrößten Getreide-Exporteuren. Die Häfen am Schwarzen Meer wie Odessa konnten wegen der Blockade durch russische Streitkräfte aber nicht wie gewohnt genutzt werden. Das hat bereits zu steigenden Preisen und Engpässen vor allem in ärmeren Ländern geführt. Die UN warnten vor Hungersnöten noch in diesem Jahr.
“WIRTSCHAFT IM KOMA”
Selenskyj sagte per Videoschaltung zu Studenten in Australien, die “Razoni” liefere nur einen Bruchteil der Getreidevorräte seines Landes. Das sei noch nichts. Hoffentlich werde daraus aber ein Trend. Die Zeit werde zeigen, ob weitere Schiffe die ukrainischen Häfen verlassen könnten. Selenskyj zufolge macht die Ukraine derzeit ein Haushaltsdefizit von fünf Milliarden Dollar pro Monat. Das Land müsse mindestens zehn Millionen Tonnen Getreide exportieren, um die Finanzlage in den Griff zu bekommen. Auf der “Razoni” werden mehr als 26.000 Tonnen Getreide transportiert. Ukrainischen Angaben zufolge liegen noch 20 Millionen Tonnen in Silos, aus der aktuellen Ernte dürften noch einmal 40 Millionen Tonnen Getreide hinzukommen. Der Krieg töte auch die Wirtschaft nahezu, so Selenskyj. “Sie ist im Koma.” Die Blockade der Häfen treffe die Wirtschaft hart.
Das Inspektionsteam aus Vertretern Russlands, der Ukraine, der Türkei und der Vereinten Nationen hatte sich am Morgen mit zwei Booten von einem kleinen Fischereihafen in Rumeli Feneri aus auf den Weg zur “Razoni” gemacht. Der Frachter wurde von zwei Booten der Küstenwache abgeschirmt, ein Hubschrauber kreiste in der Luft. Am Dienstagabend war das Schiff nach rund 36 Stunden von Odessa nach Istanbul vor der türkischen Küste vor Anker gegangen.
Die Inspektion ist Teil der Vereinbarung, um russische Bedenken über Waffenschmuggel zu zerstreuen. Ein UN-Sprecher sagte in New York, es sei zu hoffen, dass weitere Schiffe bald ukrainische Häfen verlassen könnten. In etwa 27 Frachter seien dazu bereit. Ein türkischer Regierungsvertreter sagte, womöglich könnten bald drei Frachter pro Tag aus ukrainischen Häfen auslaufen.
Der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder sagte in Interviews, das Getreide-Abkommen könnte womöglich einen Weg aus dem Konflikt weisen. Vielleicht könne der Deal langsam ausgeweitet werden zu einer Feuerpause.
https://de.marketscreener.com/boerse-nachrichten/nachrichten/Getreide-Frachter-Razoni-setzt-Route-durch-Bosporus-fort–41184247/
"Ich hab das in der letzten Stunde gegoogelt und nirgends steht, dass das Abkommen tot sei."
Und ich habe überhaupt nicht googeln müssen, um festzustellen, daß aus Odessa keine Schiffe mehr auslaufen. Und das nenne ich "tot". Vor allem, weil ich auch mit googeln nichts dazu gefunden habe, daß die Sanktionen gegen russische Schiffe von irgendeinem NATO-Staat aufgehoben worden wären. Und wieviel Schiffe sollen denn aus Sewastopol durchs Schwarze Meer Getreide exportiert haben? Mir fällt da nur die Geschichte mit dem Schiff ein, das "geklautes" ukrainisches Getreide an Bord gehabt haben soll.
Neoprene Ich nehme an der Post von dir und nestors Post haben sich überschnitten denn ich finde, dass es oben gut ausgeführt wurde, warum die UNO bei den Verhandlungen dabei war. Weil die eben ein Großabnehmer ist.
Aus den Verhandlungen Ansprüche an die Nato abzuleiten, halte ich nach wie vor für daneben.
Und wie stellst du das dann fest. Mit yahoo oder deiner Glaskugel? Warte doch mal ab, wie sich das entwickelt. Bis jetzt ist ein Schiff ausgelaufen und weitere warten.
Ankara: Drei weitere Getreide-Schiffe sollen auslaufen
Datum: 4.8.2022 • 21:07 Uhr
Laut türkischen Angaben sollen am Freitag drei weitere Schiffe mit Getreide an Bord von der Ukraine aus in See stechen. Verteidigungsminister Hulusi Akar wertete das als Verdienst des unlängst in Istanbul eingerichteten Koordinationszentrums für Getreide-Exporte. Er äußerte sich nicht dazu, aus welchen Häfen die Schiffe auslaufen sollen.
Liefernugen reichen nicht aus:Drohen auch mit Ukraine-Getreide Hungersnöte?
Datum: 04.08.2022 21:19 Uhr
Ukraine aktuell: Weitere Getreide-Frachter haben ukrainische Häfen verlassen
Datum 05.08.2022
Interessanterweise nach wie vor Mais.
Der ist nur in Lateinamerika Brotgetreide, wo sie aber nach bisherigem Stand selber genug Getreide haben.
D.h., es wird bisher nur Viehfutter verschifft, was eigenartig ist angesichts der Hunger-Prognosen.
Außerdem sind GB und Irland ja gerade nicht Länder, wo derzeit Brotnot herrscht.
Man merkt, daß da irgendetwas grundlegend nicht stimmt mit dem Welthunger, dem Abkommen und den Getreidelieferungen.
Die drei Schiffe mit Getreide aus Odessa und Tschernomorsk sind unterwegs nach Karasu (Türkei), Teesport bei Middleborough in England und Ringaskiddy bei Cork in Irland.
Es gibt keine Nachrichten, ob die Razoni schon im Libanon angekommen ist. Der Verdacht ist, daß dieses Schiff auch ganz woanders hin fährt.
Das ganze Geschrei um das Getreide für die Welt kürzt sich darauf hinaus, daß die europäische Fleischindustrie auf die billigen Futtermittel wartet.
Die UNO kriegt weiter nix.
Mit 1. September soll in der Ukraine eine große Privatisierungswelle starten, vor allem von Unternehmen, die Getreide verarbeiten.
Die scheinen bisher in staatlicher Hand gewesen zu sein, anscheinend als eine Art Pfründe für verdiente Politiker …
Dachte ich mirs doch:
Ankunft von „Razoni“ im Libanon nicht wie geplant
Das erste Schiff mit Getreideexporten aus der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges soll doch nicht wie geplant heute Früh in der libanesischen Hafenstadt Tripoli anlegen. „Wir möchten Sie darüber informieren, dass die für morgen geplante Ankunft des Schiffes ‚Razoni‘ verschoben wurde“, teilte die ukrainische Botschaft im Libanon gestern der Nachrichtenagentur AFP mit.
Auf die Frage nach den Gründen für die Verschiebung erklärte die Botschaft, dass sie derzeit „keine weiteren Informationen“ habe. Laut einer mit der Angelegenheit vertrauten Quelle wird das Schiff, beladen mit 26.000 Tonnen Mais, wahrscheinlich nicht im Libanon anlegen, wenn es seine Ladung an einen Händler in einem anderen Land verkaufen kann.
https://orf.at/stories/3279943/
Der Libanon war ein Fake-Ziel, über die Endstation dieser Maisladung erfahren wir wohl nichts mehr.
Allerdings sind die Getreidepreise seit dem Abkommen ordentlich gefallen:
https://www.finanzen.at/rohstoffe/weizenpreis
https://www.finanzen.at/rohstoffe/maispreis
Dazu können natürlich auch die Aussichten auf eine gute Ernte beigetragen haben.
Vier Schiffe mit Lebensmitteln verlassen die Ukraine
Vier Schiffe mit Lebensmitteln sind am Sonntag aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen ausgelaufen, teilten ukrainische und türkische Beamte mit. Die vier Massengutfrachter waren mit mehr als 160.000 Tonnen Mais und anderen Lebensmitteln beladen. Es handle sich um die Frachter „Mustafa Necati“, „Star Helena“, „Glory“ und „Riva Wind“, twitterte der ukrainische Infrastrukturminister Olexandr Kubrakow. Damit sind inzwischen acht Schiffe unterwegs.
„Wir fahren die Verschiffung langsam wieder hoch“, sagte Kubrakow. „Wir wollen sicherstellen, dass die Häfen in Kürze 100 Schiffe pro Monat abfertigen können.“ Die Wiederaufnahme der Getreidelieferungen wird von einem Koordinationszentrum in Istanbul überwacht. Dort sind Inspektionsteams mit Vertretern Russlands, der Ukraine, der Türkei und der UNO im Einsatz. Dem türkischen Verteidigungsministerium zufolge ist die „Riwa Wind“ mit 44.000 Tonnen Mais auf dem Weg ins türkische Iskenderun und die „Glory“ mit einer Ladung von 66.000 Tonnen Mais nach Istanbul unterwegs. Die „Star Helena“ hat 45.000 Tonnen Schrot geladen und das Ziel China. Die „Mustafa Necati“ steuert mit 6000 Tonnen Sonnenblumenöl Italien an.
Auch in die andere Richtung geht der Schiffsverkehr langsam wieder los. Der Frachter „Fulmar S“, der unter der Flagge von Barbados fährt, machte am Wochenende in Tschornomorsk fest. Der Frachter warte nun darauf, beladen zu werden, teilte das Infrastrukturministerium über Facebook mit.
Unterdessen wird das erste Frachtschiff – die „Razoni“ – mit ukrainischem Getreide seit Kriegsbeginn später als erwartet im Libanon anlegen. Die Rede ist nun von Dienstag. Händler hätten vermutlich einen Teil der erwarteten Mais-Ladung im Libanon verkaufen und den Rest über Land ins benachbarte Syrien liefern wollen. Das sagten zwei libanesische Regierungsvertreter der Deutsche Presse-Agentur am Sonntag. Das Schiff stoppte unterdessen seine Fahrt und lag am Sonntag etwa eine gute Tagesfahrt vom Libanon entfernt vor Anker. Anfang der Woche war nach mehrmonatiger russischer Seeblockade der erste Getreidefrachter – mit 26.000 Tonnen Mais an Bord – aus einem ukrainischen Schwarzmeerhafen gestartet.
Es habe „viel Rummel“ um die „Razoni“ gegeben, sagte Hani Buschali, Präsident des Konsortiums für Lebensmittelimporte im Libanon. „Die Welt stellt sich ein Hilfsschiff vor, dass die Libanesen aus ihrer finanziellen Misere rettetet. Offen gesagt ist das nicht der Fall“, sagte Boshali. „Der Libanon braucht Weizen, keinen Mais.“ Bis jetzt habe niemand das Gut auf der „Razoni“ öffentlich beansprucht. Mehr Klarheit werde es erst geben, wenn das Schiff tatsächlich anlege und die Ladung gelöscht werde.
Vom Libanon aus führen mehr als 20 illegale Grenzübergänge in das Bürgerkriegsland Syrien. Die meisten davon kontrolliert die mit dem Iran verbündete Hisbollah. Der Export von Lebensmitteln nach Syrien ist legal, wird aber erschwert durch Finanzsanktionen des Westens gegen die syrische Regierung von Präsident Baschar al-Assad. Die Hisbollah schmuggelt in großem Stil unter anderem Lebensmittel und Medizin nach Syrien.
Die „Razoni“ wurde eigentlich am Sonntag im Libanon erwartet. Der Website Marinetraffic zufolge änderte sie während der Fahrt dann aber unerwartet ihren Kurs. Am Sonntag lag das Schiff vor dem türkischen Mittelmeerhafen Iskenderun vor Anker – laut Marinetraffic mit dem neuen Ziel „Order“, also einem noch unbestimmten Ort, von dem aus ein Händler die geladene Ware bestellt. Die ukrainische Botschaft im Libanon teilte lediglich mit, die Ankunft sei „verschoben“ worden.
Die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte gilt als wichtig für die Stabilisierung der Lebensmittelpreise auf dem Weltmarkt. Ukrainische Landwirte stehen unter starkem Druck. In diesem Jahr würden absehbar nur rund 20 Millionen Tonnen Weizen geerntet, etwa zwei Drittel des Ertrags im Vorjahr vor Beginn des russischen Angriffskriegs, sagte der ukrainische Vize-Landwirtschaftsminister Taras Wyssozkyj den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntag). „Bisher sind mindestens 20 Landwirte bei ihrer Arbeit ums Leben gekommen, weil sie über Minen gefahren sind“, sagte er demnach. Zudem seien trotz gestiegener Weltmarktpreise die Erzeugerpreise für Weizen dramatisch gesunken.
„Wir müssten monatlich sechs Millionen Tonnen Getreide exportieren“, sagte der stellvertretende Agrarminister weiter. Ende Juli hatten Russland und die Ukraine mit der Türkei und den Vereinten Nationen ein Abkommen zur Getreide-Ausfuhr über die bis dahin durch den Krieg blockierten ukrainischen Schwarzmeer-Häfen vereinbart. „Wir hoffen, dass unsere internationalen Partner darauf achten, dass alle Vereinbarungen eingehalten werden“, sagte Wyssozkyj. „Grundsätzlich bin ich aufgrund des Abkommens aber optimistischer als noch im März.“
Die ertragreichsten Getreideanbau-Gebiete der Ukraine befinden sich in den Kriegsregionen. Die Ukraine wirft Russland immer wieder vor, Getreide aus besetzten Gebieten zu stehlen. Experten zufolge ist der Grund für den erwarteten Rückgang der Ernte allerdings nicht nur das Kriegsgeschehen sowie etwa Minen oder Verunreinigungen auf den Feldern, sondern auch die Trockenheit in diesem Jahr.
https://volksblatt.at/getreidefrachter-aus-ukrainer-kommt-nicht-rechtzeitig-an/
„ … eine gute Tagesfahrt vom Libanon entfernt vor Anker“ heißt (Nord?)Zypern oder Türkei.
Der Frachter mit dem Getreideschrot soll nach anderen Angaben ebenfalls Sonnenblumenöl geladen haben.
Es kristallisiert sich langsam heraus, daß sich die Türkei als Drehscheibe dieses Handels etabliert, der die Welt vor allem mit Futtermitteln versorgt.
„Insgesamt haben seit dem 1. August 2022 12 Schiffe ukrainische Häfen verlassen, 375.131 Tonnen Lebensmittel wurden exportiert, darunter: 307.831 Tonnen Mais, 6.000 Tonnen Sonnenblumenöl, 50.300 Tonnen Mehl, 11.000 Tonnen Sojabohnen.“
(KP, 9.8.)
„Die Getreideschiffe müssen leer sein
Schiffe, die drei ukrainische Häfen für Getreide anlaufen, dürfen keine Fracht dorthin befördern. Das teilt die Leitung des Gemeinsamen Koordinierungszentrums (SKZ) in Istanbul für die Umsetzung des Abkommens über den Getreideexport mit.
In der Türkei kontrolliert die SKZ-Inspektion die Frachtschiffe. Wenn das Schiff die Kontrolle nicht besteht, wird es »vom SKZ eine Anleitung zu zusätzlichen Maßnahmen erhalten«. Sie können die Benutzung des humanitären Korridors auch verweigern, wenn sie »falsche Informationen über die Ladung oder Besatzung« erhalten oder wenn sie »fremde Fracht oder Personen befördern«. Das Schiff kann beim Test auch durchfallen, wenn es »kein Signal über das automatische Informationssystem sendet«, vom vorgesehenen Kurs abweicht, die Ladung auf ein anderes Schiff umlädt oder beim Passieren des Korridors unvorhergesehen anhält.
Jeden Tag um 12.00 Uhr müssen die ukrainischen Behörden »dem SKZ den Ausreiseplan“ der Schiffe »für den nächsten Tag zur Genehmigung vorlegen«.
Die Liste der für den Export zugelassenen Waren umfasst »Getreide, andere von der SKZ zugelassene Lebensmittel und Düngemittel, einschließlich Ammonium«. Gleichzeitig wird der Schiffsverkehr nur im Schwarzen Meer überwacht.“
(KP, 10.8.)
Der letzte Satz ist ein Hinweis darauf, daß sich das SKZ nicht damit befaßt, wohin die Schiffe fahren und ihre Fracht abladen. So wie der Hafen im Libanon, der das Schiff nie sehen wird, werden auch andere Schiffe vielleicht nicht diejenigen Häfen als Zielhäfen deklarieren, die sie dann tatsächlich anlaufen.
D.h., wenn sie einmal im Mittelmeer angelangt sind, geht ein Bieten um den höchsten Preis der schwimmenden Fracht los.
Von wegen Welternährungskrise …
„Der Libanon, wo die »Razoni« diesen Dienstag mit 26-000 Tonnen Kukuruz beladen vor Anker hätte gehen sollen (…), ist eines der Länder, die sich eine gewisse Erleichterung erwarten. Nach UNO-Angaben leben 8 von 10 Libanesen unter der Armutsschwelle. (…)
Ein Viertel des Weizens, ein Drittel des Kukuruz und mehr als die Hälfte des Sonnenblumenöls, die der Libanon konsumiert, stammen aus der Ukraine. Die russische Invasion und die darauf folgende Blockade der Schwarzmeerhäfen (über die die Ukraine 75% ihrer Exporte abwickelt), waren ein schwerer Schlag für den Libanon.
Deswegen glaubt der libanesische Ökonom Roy Badaro, daß das Funktionieren dieses Korridors dem Libanon helfen wird: »Er wird das Angebot erhöhen.«
20 Schiffe von der Grße der Razoni könnten den Jahresbedarf an Kukuruz decken. Mit dem Weizen sieht es genauso aus.“
(Der Libanon braucht gleich viel Viehfutter wie Brotgetreide?)
„In einer ähnlich bedrängten Situation befinden sich Syrien, Palästina, der Jemen und Somalia, gefolgt von Ägypten, dem Sudan, Libyen und Tunesien. Alle diese Staaten waren im letzten Jahrzehnt Schauplatz von Konflikten und politischer Instabilität, sie werden von Dürre heimgesucht und das machte sie sehr abhängig von Getreideimporten aus der Ukraine und Rußland.“
(El País, 10.8.)
Also auch Rußland – von dem sie offenbar nichts kaufen können, dürfen oder sollen. Man gewinnt den Eindruck, daß bei diesen Armuts-Staaten die ukrainischen Importe die russischen ersetzen sollen, was sich vermutlich gar nicht ausgehen wird. Der Welthunger dieses Jahr ist also vorprogrammiert.
„Vor dem Krieg produzierte die Ukraine … Lebensmittel für 400 Millionen (Personen? Euro? Dollar?) Ein Drittel davon ging nach Europa, der Rest nach Afrika und Asien. Seit dem 24. Februar hat sich sein Export in die beiden letzteren Kontinente auf Null reduziert.
Ob der humanitäre Korridor durch das Schwarze Meer die Situation entspannen kann? Die Idee hinter dieser Vereinbarung von Istanbul ist die, daß die Freisetzung des durch die Kriegshandlungen blockierten Getreides die Weltmarktpreise der Lebensmittel senken würde.
Seit die Verhanlungen über den Korridor bekannt wurden, sind die Preise für Weizen und Kukuruz auf das Niveau von vor der Invasion im Februar gesunken. Ein Analyst des Think Tanks Crisis Group schreibt das aber eher der Angst vor einer weltweiten Rezession zu. …
Falls der Korridor in den kommenden Wochen wirklich in Fahrt kommt, könnten über ihn 3 Millionen Tonnen monatlich befördert werden, 3x so viel als die Ukraine jetzt über Land und die Donauhäfen ausführt. Es ist allerdings zuwenig, um während der Dauer des Abkommens – 120 Tage – alles zu exportieren, was sich in ukrainischen Silos befindet. Das Abkommen kann verlängert werden, wenn alle beteilgten Seiten einverstanden sind.“
(ebd.)
Allerdings kommen dann bereits neue Getreidelieferungen in den Silos an, aus der diesjährigen Ernte, also einen Stau wird es weiterhin geben.
„Auch Moskau hat hier seine Interessen: Obwohl das Abkommen, das Rußland mit der Türkei und der UNO geschlossen hat, weiterhin geheim ist, wird angenommen, daß es auch enen Passus über Düngemittel enthält.“ (ebd.)
– die, wie wir ja wissen, auch für Sprengstoffproduktion verwendet werden können.
„2 Tage vor der Unterzeichnung in Istanbul änderte die EU ihre Sanktionsliste ab, sodaß einige russische Banken ihre eingefrorenen Aktiva für den Handel mit diesen Produkten verwenden können. Das ist ein sehr grundlegendes Zugeständnis, nicht nur für Moskau, sondern für die weltweite Landwirtschaft: Ca. 20% der weltweit verwendeten Düngemittel kommen aus Rußland.“ (ebd.)
Da regt man sich auf, wenn irgendwelche Chips für Autos oder Waschmaschinen fehlen, aber es zeigt sich, daß es am Ende doch solche Produkte wie Düngemittel sind, auf die die Welt wirklich angewiesen ist.
„Die Situation ist allerdings weiterhin sehr ernst.
Die Daten des Getreideverbandes der Ukraine warnen, daß sich die heurige Getreideernte um 35% bis auf 69 Millionen Tonnen reduzieren wird und daß die russische Invasion die kultivierbare Fläche um ca. 20% verringert hat.“ (ebd.)
Allerdings nur für den ukrainischen Getreideverband, weil viele dieser Gebiete werden weiterhin bewirtschaftet, die Erträge kommen aber nicht mehr den Eigentümern unter ukrainischer Jurisdiktion zugute.
Man muß das so formulieren, weil in der Ukraine herrscht ein dichter Nebel bezüglich der Eigentumsverhältnisse des Agrarlandes.
„Der Präsident von Oxfam America erinnert daran, daß die Situation ähnlich ist wie 2008, als es in 38 Staaten zu Hungerrevolten kam.“ (ebd.)
Da inzwischen der Schiffsverkehr zwischen dem Bosporus und den ukrainischen Häfen in Fahrt kommt, vermutet die KP, daß sich die Ukraine doch hemlich still und leise an das Entminen der Häfen gemacht hat.
"Derzeit liegt der Preis bei 85 Euro pro Tonne Sonnenblumen oder Gerste. Im Vorjahr haben wir das Doppelte verdient."
https://www.derstandard.at/story/2000138176920/ukrainische-bauern-im-kriegsgebiet-wir-sind-mutig-aber-nicht-suizidal
Eigenartig angesichts der überall geschürten Hysterie um die Knappheit, vor allem beim Sonnenblumenöl.
Erste Schiff mit Weizen verlässt laut Türkei die Ukraine
Die Getreideexporte aus der Ukraine sind offenbar weiter im Gange. Wie das türkische Verteidigungsministerin informiert, haben am Freitag zwei weitere Schiffe die Schwarzmeerhäfen der Ukraine verlassen.
Ein Schiff fährt mit 60.000 Tonnen Mais in den Iran. Ein zweites Schiff bringt erstmals Weizen – und zwar 3.050 Tonnen – außer Landes, in die Türkei. Damit haben mittlerweile 14 Frachter die Ukraine verlassen, nachdem mithilfe der Vereinten Nationen ein Abkommen zwischen der Ukraine und Russland geschlossen wurde.
https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000138225667/atomenergiebehoerde-sieht-keine-unmittelbare-bedrohung-nach-beschuss-des-akw-saporischschja
Von wegen Welthunger. Der für Afrika und andere Länder wichtige Weizen kommt seit Wochen vor allem aus Rußland.
Die „Razoni“ ist inzwischen in Tartus in Syrien vor Anker gegangen. Es hat sich offenbar noch immer kein Käufer für die heiß begehrte Ware von 26.000 Tonnen Kukurz gefunden.
Kein Getreide aus der Ukraine? Unglückliche Reise des Frachters Razoni
Am 1. August 2022 verließ der Getreidefrachter Razoni, beladen mit 26.000 Tonnen Körnermais, den Hafen von Odessa. Die Hoffnung war groß, dass damit ein Beitrag im Kampf gegen den Hunger auf der Welt gleistet werden könne. Denn seit der russischen Invasion der Ukraine hat kein größeres Handelsschiff die dortigen Schwarzmeerhäfen verlassen. Experten hatten lange gewarnt, dass Putin Hunger als Waffe einsetzen werde. Das Abkommen über ukrainische Getreideexporte vom Juli schien, dem einen gewissen Riegel vorzuschieben. Doch während mittlerweile drei Frachter mit rund 57.000 Tonnen Mais die Ukraine verlassen haben, könnte für das erste der Schiffe, die Razoni, eine Irrfahrt begonnen haben.
(…)
Erschwerend für ukrainische Exporteure sei, dass Getreidepreise auf dem Weltmarkt wieder ungefähr auf dem Vorkriegsniveau angekommen seien: Die Gewinnspanne für Exporte aus der Ukraine reflektiere aber nicht das Risiko, das ukrainische Händler angesichts der Kampfhandlungen im Land tragen würden.
https://www.agrarheute.com/markt/marktfruechte/kein-getreide-ukraine-unglueckliche-reise-frachters-razoni-596637
Man rekapituliere die bisherige Reise der „Razoni“ (unter Flagge von Sierra Leone, Eigentümer unbekannt): Odessa–Istanbul–Iskenderun–Mersin–Tartus. Bisherige Ziele: Tripolis im Libanon, und Ägypten.
Fortsetzung folgt.
Erstes Schiff mit Getreide für afrikanischen Kontinent belädt in ukrainischem Hafen
Das von der UNO gecharterte Schiff MV „Brave Commander“ soll in den nächsten Tagen die Ukraine Richtung afrikanischen Kontinent verlassen. Momentan wird es gerade mit 23.000 Tonnen Weizen im ukrainischen Hafen Piwdenni (in der Nähe von Odessa) beladen, sagte ein Uno-Vertreter.
Das Schiff soll via das Schwarze Meer nach Äthiopien fahren. Möglich machte das der sogenannte Weizen-Deal, der vor wenigen Wochen mithilfe von UNO und Türkei zwischen Russland und Ukraine getroffen wurde – wie wohl es kein direktes Abkommen zwischen den zwei Kriegsparteien gab. Insgesamt haben bisher 16 Schiffe unter dem Abkommen die Ukraine verlassen.
Die MV Brave Commander wird die erste Nahrungslieferung im Rahmen humanitärer Hilfe für Afrika seit Beginn der Invasion im Februar sein.
https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000138268237/russische-raketenangriffe-im-osten-der-ukraine
Der „Standard“ ist politisch korrekt und nennt den Hafen „Piwdenni“ – „südlich“ auf Ukrainisch. Mit dem russischen Namen hieß er bisher „Juschnyj“.
Das Getreideabkommen wurde am 22.7. in Istanbul unterzeichnet. Jetzt wird das erste Schiff, das für die UNO Weizen liefert, beladen. Es hat noch gar nicht abgelegt.
Die Razoni ist in Tartus in Syrien angekommen:
Tartus – Das erste Schiff, das die Ukraine seit Ende der Hafen-Blockade für Getreide-Transporte verlassen hat, ist in Syrien angekommen. Das geht aus Reedereikreisen und Satellitendaten hervor. Der Frachter "Razoni" hat demnach in der Hafenstadt Tartus angelegt. Das Schiff war am 1. August in der ukrainischen Hafenstadt Odessa gestartet. Es konnte seine Fracht zunächst nicht löschen, da der libanesische Käufer wegen fünfmonatiger Verspätung die Annahme der Lieferung verweigerte.
Die "Razoni" hat gut 26.000 Tonnen Getreide geladen. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor mehr als fünf Monaten hängen Millionen Tonnen Getreide in Häfen am Schwarzen Meer fest. Unter Vermittlung der Türkei und der UNO hatten die Kriegsparteien Ende Juli ein Abkommen unterzeichnet, das die Wiederaufnahme der Exporte vorsieht. (APA/Reuters)
… angeblich wird sie dort bereits entladen. Zur Erinnerung: Die Razoni hat Mais geladen.
So viel Geschrei, um Getreide nach Syrien zu bringen?
Allerdings sind die Preise für Weizen und Mais seit dem Abkommen am 22. Juli gesunken, aber noch immer weitaus höher als z.B. vor einem Jahr.
IN DER UKRAINE WIRD EIN DRITTEL ALLER ZUCKERFABRIKEN ZUGESPERRT
Von den 32 Zuckerfabriken in der Ukraine werden in diesem Jahr nach der Rübenernte nur 22 arbeiten. Weitere 10 werden wegen der hohen Gaspreise nicht in Betrieb genommen.
Der Preis für kommerzielles Gas, das den Unternehmen angeboten wird, ist so hoch, dass es gar nicht wirtschaftlich ist, die Anlage zu starten, weil jedes Kilogramm Zucker, das mit diesem Gas produziert wird, Verluste verursacht.
Aus diesem Grund werden in diesem Jahr nur 22 Zuckerfabriken in der gesamten Ukraine in Betrieb genommen, – erklärte der ukrainische Verband der Zuckerproduzenten "Ukrtsukor" und sagte, dass die Ukraine damit der Empfehlung der EU-Kommission zum Energiesparen folgt.
Die restlichen 22 sollten möglicherweise auch nicht zu viel erwarten.
Denn wenn sie nicht arbeiten, sind die Einsparungen noch größer und die Verluste geringer.
(KP, 17.8.)
Facebook
Die Quelle ist nicht auffindbar, FB hat das anscheinend gelöscht.
Meinst du Facebook von Stephan Messerschmidt oder den ursprünglichen AFP-Artikel “Erfundene Offensiven und wohin das ukrainische Getreide wirklich geht”? Den habe ich nämlich dort auch nicht gefunden.
Getreideexport:
Erstes Schiff mit Getreide aus Ukraine auf dem Weg nach Afrika
Frachter mit 23.000 Tonnen Weizen ist unterwegs nach Äthiopien.
Erstmals seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist wieder ein Frachter mit Getreide auf dem Weg von der Ukraine nach Afrika. Die "Brave Commander" mit 23.000 Tonnen Weizen hat am ukrainischen Hafen Piwdennyj abgelegt, wie Daten von Refinitiv Eikon zeigen. Ihr Ziel ist der Hafen von Dschibuti, der Weizen ist für Äthiopien bestimmt, teilte das ukrainische Infrastrukturministerium mit. Berichte vom Auslaufen des Schiffes am Sonntag waren offenbar falsch.
Bisher 17 Schiffe aus der Ukraine
Seit der Vereinbarung zur Wiederaufnahme von Getreideexporten per Schiff hätten 17 Schiffe ukrainische Häfen verlassen mit insgesamt 475.000 Tonnen an landwirtschaftlichen Gütern. Die Ziele waren bisher etwa die Türkei oder lagen bisher in der Nahost-Region. (…)
Das Welternährungsprogramm der UNO (WFP) hat den Frachter "Brave Commander" gechartert. Die Deutsche Presse-Agentur hatte bereits am Sonntag berichtet, die "Brave Commander" sei als erster Getreidefrachter im Auftrag der Vereinten Nationen aus dem südukrainischen Hafen Piwdennyj mit Weizen für Afrika ausgelaufen. Die dpa berief sich dabei auf eine Mitteilung des Gouverneurs des Gebietes Odessa, Maxym Martschenko, auf Telegram.
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/welt/2158063-Erstes-Schiff-mit-Getreide-aus-Ukraine-auf-dem-Weg-nach-Afrika.html
Man halte hier für das Datum 16. August 2022 fest: (475.000 – 23.000 =) 452.000 Tonnen waren nicht Brotgetreide und gingen nicht an die Hungernden der Welt.
Zwei weitere Getreide-Frachter legen ab
Der Export von Getreide über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen geht weiter. Zwei Frachter legten von Tschornomorsk ab, wie das türkische Verteidigungsministerium mitteilte.
Insgesamt sind damit seit der Wiederaufnahme der Lieferungen, die durch ein von den Vereinten Nationen und der Türkei vermitteltes Abkommen ermöglicht wurde, 27 Getreide-Schiffe aus den Häfen ausgelaufen. Die Häfen waren nach Beginn des russischen Krieges monatelang blockiert.
https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000138411140/weitere-getreidefrachter-verlassen-ukraine-un-generalsekretaer-guterres-in-istanbul
Man halte fest: Von 16. bis 20. August haben weitere 10 Schiffe die ukrainischen Häfen verlassen, mit welcher Fracht?
The ships have transported over 600,000 tonnes of grain and food products, namely wheat, corn, sunflower oil, and soybeans. (…)
The Secretary-General also called for more action to ensure full global access to Ukrainian food products, and Russian food and fertilizer, through the Black Sea Grain Initiative.
While no one ever expected the agreement would equal “smooth sailing”, it is unprecedented both in scope and scale, he said, adding that there is still a long way to go.
Mr. Guterres explained that getting more food and fertilizer out of Ukraine and Russia is crucial to further calm commodity markets and lower prices.
“But let’s not forget that what we see here in Odesa is only the more visible part of the solution. The other part that is also important, that we have been defending, relates to the unimpeded access to the global markets of Russian food and fertilizer, which are not subject to sanctions”.
It is important that all governments and the private sector cooperate to bring them to market, because “without fertilizer in 2022, there may not be enough food in 2023", he warned.
The Secretary-General underlined his deep commitment to these objectives, which he said will only happen if all parties cooperate.
(UNO-Website, 20.8.)
Es ist offensichtlich, und Guterres weiß das, daß die Ermöglichung des Transports von Tierfutter aus der Ukraine die Bedingung war, überhaupt den Kauf von Weizen und Düngemitteln aus Rußland durch die UNO bzw. UNO-gestützte Organisationen zu ermöglichen, und es ist nach wie vor unklar, inwiefern das letztere funktioniert.
Polen und die Ukraine wollen eine Pipeline für Pflanzenöl bauen, nach Gdansk!
(KP, 30.8.)
Die Türkei bietet sich als Vermittler für russische Gasverkäufe und Getreideverkäufe an – unter anderem auch deshalb, um den Getreide-Deal mit der Ukraine, der auch viel Geld in die Taschen türkischer Firmen spült, nicht zu gefährden.
Das heißt, sie würde die Zahlungsschwierigkeiten überwinden, die Rußland durch die Sanktionen entstanden sind, Rußland weitere Exportmöglichkeiten eröffnen und damit weiter an dem ganzen Handel mitschneiden.
Vor Sanktionen fürchtet sich Erdogan offenbar nicht.
Getreideexporte der Ukraine 2024:
Der neue Schwarzmee-Korridor
El País hat den Sohn des 2022 durch eine russische Rakete getöteten Getreide-Großhändlers Vadaturskij interviewt, der nach dem Tod seiner Eltern im Juli 2022 die Exportfirma Nibulon übernommen hat.
(Vadaturskij senior finanzierte das Azov-Regiment und andere, ähnlich gestrickte Freiwilligenverbände im Donbass, deshalb geriet er ins Visier der russischen Streitkräfte.)
„Da die Häfen von Odessa und Mikolajiw blockiert waren, beschloss er, nach einer alternativen Route zu suchen, auch wenn diese teurer war. (…)
Vor dem Krieg waren rund 70 % des Landes landwirtschaftlich genutzt. Aufgrund der Invasion wird es jetzt auf einer Fläche angebaut, die um ein Drittel kleiner ist als zuvor.
Moskau hat Tausende Hektar bombardiert und Bauern getötet. Es hat seine Raketen gegen Silos und Terminals in südlichen Häfen abgefeuert, den Handel blockiert und die Gewässer des Schwarzen Meeres vermint.“
Das ist unrichtig.
Die Minen im Schwarzen Meer – und nicht wenige! – wurde von den ukrainischen Streitkräften verlegt, vor allem rund um Odessa, um eine anfangs geplante und erwartete Invasion Odessas vom Meer her zu verhindern.
Bevor der Hafen von Odessa wieder verwendet werden konnte, mußte er daher erst von der ukrainischen Seite entmint werden, d.h., sie mußten ihre eigenen Minen dort wieder entfernen.
„All das geschah wegen des Krieges ja, aber mit deutlichen Auswirkungen auf die Wirtschaft.“
Der Journalist möchte hier offenbar den Eindruck vermeiden, daß seine Berichterstattung so aufgefaßt werden könnte, als ob die Russen absichtlich gerade die Getreide-Infrastruktur angegriffen hätten, obwohl das eine Zeitlang der Tenor in vielen westlichen Medien war.
„Russland und die Ukraine sind Konkurrenten auf dem Getreidemarkt, sodass der Schaden des einen der Nutzen des anderen ist.“
Rußland hatte hier im 2022-er Jahr die Schwierigkeit, daß der Ausschluß aus dem SWIFT-System den Export behinderte, weil erst nach einer alternativen Zahlungsform gesucht werden mußte. Außerdem mußte ein neues Versicherungssystem für die Transportschiffe gefunden werden, weil sich die großen Versicherer aus Rußland zurückzogen.
Inzwischen wurde hier, wie die Exporterfolge belegen, ein anderer Weg gefunden.
„»Sie wollten den Korridor kontrollieren«“, erklärt Andrij Vadaturskij, … »und so wettbewerbsfähiger sein.« Im Sommer 2022 unterzeichneten Moskau und Kiew unabhängig voneinander und unter Vermittlung der UNO ein Abkommen mit der Türkei, um den Transit von Getreide zum Bosporus zu gewährleisten, der für viele Importeure im Globalen Süden lebenswichtig ist.“
Der Bosporus ist allerdings auch das Tor Rußlands für seine Getreide-Exporte. Der Satz vermischt hier einiges: Der Bosporus ist wichtig für alle Getreideexporte der Schwarzmeerstaaten, also für diejenigen Rußlands, der Ukraine und Rumäniens.
Der Bosporus war allerdings nie gesperrt, das Abkommen bezog sich ja nur auf das ukrainische Getreide.
Das Getöse, das um die Getreideexporte der Ukraine gemacht wurde – die Welt verhungert ohne dieses Getreide! – war eine konzertierte Propaganda-Aktion, mit der andere große Getreide-Exporteure die Verrechnungs- und Transport-Schwierigkeiten Rußlands ausnützen wollten, um es vom Getreide-Weltmarkt zu verdrängen. Das ist inzwischen gründlich mißlungen, Rußland hat seine Marktanteile sogar gesteigert.
Dazu ist noch zu erwähnen, daß Rußland bei Weizen, also Brotgetreide, die Ukraine weit hinter sich läßt, während in der Ukraine der Schwerpunkt eher auf Futtergetreide und Ölsaaten liegt. Die ukrainischen Produkte sind also eher in Staaten mit groß angelegter Viehzucht und Stallhaltung sowie entwickelter Lebensmittelindustrie, wie den EU-Staaten, gefragt. Das Brotgetreide hingegen geht vor allem in den Globalen Süden.
„Ein Jahr später kündigte Moskau den Pakt und führte die Blockade wieder ein. (…)
Vadaturskij empfängt mich auf einem der Juwelen seiner neuen Ausrichtung, einem Minenräumschiff, in das er vier Millionen Euro investiert hat.“ (Die Firma Nibulon hat einen großen Speicher mit Anlegestelle am Bug in Vosnesensk.) „Er hat viele Zahlen mit Geschäftsleuten und Journalisten geteilt: Allein im Jahr 2022 verloren sie 460 Millionen Hektar, außerdem fielen 25.500 Hektar in russische Hände.
Die Transportkosten pro Tonne (Gerste, Mais und Weizen) stiegen dann von 11 auf rund 140 Euro. Er erzählt, dass 24 seiner Mitarbeiter gestorben seien und 654 in den Kampf gezogen seien.“
Das läßt Interpretationsspielraum, ob sie sich freiwillig gemeldet haben oder zwangsrekrutiert wurden. Seit ca. einem Jahr bleiben nämlich die Freiwilligen für die ukrainischen Streitkräfte aus. Auch die „Gestorbenen“ bleiben unklar – ob im Krieg oder im Hinterland gefallen.
„Aber er weist auch darauf hin, daß sich Dinge verbessern.
In den letzten 12 Monaten haben sie“ (d.h. vermutlich, die Firma Nibulon alleine) „3,2 Millionen Tonnen exportiert und die Logistikkosten auf 57-67 Euro gesenkt. Und das ist zu einem großen Teil der Route durch die Donau und dem rumänischen Hafen von Konstanza zu verdanken – dank der dankenswerten Zusammenarbeit mit Bukarest. In diesen neuen Transportweg hat Nibulon mehr als 20 Millionen investiert.“
Aus dem Artikel geht nicht hervor, in welcher Währung. Sind es Hrywna, so entsprechen die 20 Millionen UAH nach offiziellem Kurs 440.000 €. Das erscheint realistischer als 20 Millionen Euro.
Die 3,2 Millionen Tonnen gehen wahrscheinlich auf das Konto von Nibulon, das der größte Getreidehändler der Ukraine ist. Es ist allerdings nicht sicher, ob auch andere, möglicherweise ausländische, Firmen am Getreideexport beteiligt sind.
„Die Exporte der Ukraine, wobei landwirtschaftliche Produkte im Vordergrund stehen – die militärische Besetzung des industriellsten Gebiets hat die Metallurgie in den Hintergrund gedrängt –, verlassen das Land über drei Ausfuhrrouten:1. in LKWs zur Westgrenze des Landes, um in das EU-Territorium zu gelangen, im Allgemeinen über Polen; 2. wiederum auf dem Landweg, zu den ukrainischen Häfen an der Donau (Reni, Izmail), wo sie in Richtung des Schwarzen Meeres segelten, und drittens entlang desselben Meeres, von den nicht blockierten Terminals in Odessa aus. Hier verfolgten sie eine parallele Route zur Vorkriegszeit – eine längere und teurere, aber sicherere Route durch die Hoheitsgewässer der beiden NATO-Staaten Rumänien und Bulgarien. Die weiter östlich gelegenen ukrainischen Häfen von Mikolajiw usw. bleiben aus Sicherheitsgründen geschlossen.“
Es ist also nur der Hafen von Odessa, der nach der Entminung als einziger übrig bleibt, da die weiter östlich gelegenen Juzhnyj und Otschakov sowieso über keine besonderen Lade-Kapzitäten verfügen und der von Nikolajew nur durch von der russischen Armee kontrollierte Gewässer erreichbar ist.
Es scheint auch eine stillschweigende Übereinkunft zwischen Rußland und der Ukraine zu geben, derzufolge Odessa als Ausfuhrhafen inzwischen genehmigt wird und die Hafenanlagen von Kriegsmaterial geräumt wurden und nicht mehr bombardiert werden.
Rußland hat große Erfolge im Getreideexport und so, wie es derzeit läuft, ist es der russischen Führung ganz recht: Durch das Schwarze Meer mit erhöhten Transportkosten und durch Polen in die EU, wo es deshalb Proteste gibt.
„Diese beiden letzten Transportrouten haben Zeit und Geld gekostet, aber sie haben dazu geführt, dass sich die Exporte erholen konnten.
Die Daten sprechen für sich: Nach jüngsten Angaben des stellvertretenden Wirtschaftsministers Taras Katschka gelang es der Ukraine, im Zeitraum vom Juni des Vorjahres bis Ende Juni dieses Jahres, Getreide und Ölsaaten im Wert von 70 Millionen Euro, also über fünf Millionen pro Monat, zu exportieren, wobei Mais von der Menge her an erster Stelle stand. Außerdem wurde ein Rekordwachstum bei Sonnenblumenöl erzielt. Die Ukraine war“ (wahrscheinlich ist gemeint weltweit) „führend beim Export dieses Produkts.
Vor der russischen Aggression lagen die landwirtschaftlichen Verkäufe bei über sechs Millionen“ (Euro pro Monat). „Nach dem Scheitern des Getreideabkommens im Sommer 2023 überstiegen sie praktisch nicht mehr als zwei Millionen. Die Widerstandsfähigkeit, Kreativität, das Engagement und die Investitionen der Unternehmen waren von entscheidender Bedeutung, aber der Wendepunkt für die Rückeroberung des Handels durch das Schwarze Meer liegt zweifellos in der Vertreibung der russischen Flotte.“
Die russische Flotte hat sich ein Stück weit zurückgezogen und Verluste einstecken müssen, das ist richtig.
Der Umstand allerdings, daß sich die Export-Schiffe jetzt in Küstennähe bewegen und nicht die alte Route über das offene Meer wiederaufnehmen, weist darauf hin, daß der Großteil des Schwarzen Meeres doch noch von Rußland kontrolliert wird – wenn nicht vom Wasser, so doch aus der Luft.
Das Interview mit dem Reporter von El País wurde in Vosnesenk nordwestlich von Nikolajev geführt.
„TransInvestService (TIS) ist ein weiterer Gigant in der Ukraine, diesmal als Stauer und Betreiber der Terminals, von denen Frachter in den Häfen von Odessa abfahren und ankommen.“
Außer dem Hafen von Odessa selbst dient offensichtlich auch noch derjenige von Tschernomorsk als Getreide-Verladehafen.
„Seine Lage am westlichsten Streifen der Schwarzmeerküste macht es zum bevorzugten Ausgangspunkt für die Aufrechterhaltung der Handelsroute zum Bosporus. Philipp Gruschko, 40, Unternehmer und Investor, ist Mitglied des Vorstands von TIS. »Die Sicherheitslage hat sich verbessert«, sagt Gruschko in einem Videoanruf. »Während der Getreidedeal-Kontrollen, die pro Frachtschiff bis zu 40 Tage dauern konnten«, fährt er fort, »versuchte Russland, die Abfahrt der ukrainischen Schiffe stark zu verzögern.« Es war der Ruin für den Sektor und für das Land. Selbst wenn Moskau den Pakt verlängert hätte, hätten sich die Verluste bei diesem Tempo weiter erhöht.“
Man muß auch bedenken, daß die Kontrollen zu einem guten Teil dadurch bedingt waren, daß Rußland den Transport von Waffen und Munition in die Ukraine verhindern wollte. Die Schiffe wurden also sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausfahrt kontrolliert.
Außerdem wachte die Türkei eifersüchtig über ihre Kontrolle über den Bosporus und auch darauf, daß türkische Firmen bei diesem Deal auf ihre Kosten kamen – es ist begreiflich, daß das alles viel Zeit kostete.
Es ist übrigens erwähnenswert, daß bis heute keine Waffenlieferungen an die Ukraine über den Bosporus kommen, die Türkei hat da anscheinend klargestellt, daß sie dafür nicht zur Verfügung steht.
„Obwohl die ukrainische Marine nicht über eine beeindruckende Flotte verfügte, trat sie nach dem Sommer 2023 aufs Gaspedal. Durch eine kombinierte Strategie aus konventionellen Angriffen (Raketen), Sabotage und dem Einsatz von Marinedrohnen ist es Kiew gelungen, die Russische Schwarzmeerflotte praktisch vollständig zu vertreiben.“
Von wo, ist hier nur die Frage.
Aus dem Westteil des Schwarzen Meeres bedingt, aber im Ostteil ist sie natürlich noch präsent und auch stationiert, vor allem in Novorossisk.
„»Jetzt dominiert sie die Gewässer«, bemerkt Gruschko, »Russland hat verstanden, dass der Preis für den Angriff auf Schiffe sehr hoch ist.«“
Das ist eine Fehlinterpretation des russischen Verhaltens.
Rußland hat seine Absichten durchgesetzt, was den Getreideexport betrifft, und sich mit der Ukraine mehr oder weniger den Weltmarkt aufgeteilt. Es hat also keinen Grund mehr, den LW-Export der Ukraine zu behindern.
Zweitens hat sich die Flotte als Schwachstelle der Kriegsführung entpuppt und wurde deshalb in sicherere Gewässer abgezogen.
Das gilt allerdings für alle Flotten der Welt, die durch die neuen Drohnen zu Luft und zu Wasser extrem versenkungsgefährdet sind.
„Wie auch Vadaturskii betonte dieser Geschäftsmann während des Gesprächs, wie wichtig es sei, dass die Ukraine mehr in ihre Seestreitkräfte investiere, um die Sicherheit des Transports durch das Schwarze Meer zu gewährleisten.“
Mit was für einem Geld, fragt man sich?
„Am 15. Juli berichtete der Sprecher der ukrainischen Marine, dass das letzte auf der Krim stationierte Patrouillenschiff der russischen Flotte mit Sitz in Sewastopol das Gebiet verlassen habe.
Laut Kiew gelang es seiner Offensive, ein Drittel der Moskauer Streitkräfte im Schwarzen Meer zu zerstören oder zu beschädigen. Das britische Verteidigungsministerium hat sie auf ein Fünftel der in diesen Gewässern stationierten Kriegsschiffe reduziert.“
Russische Angaben fehlen, die ukrainischen und britischen sind sicher übertrieben. Es ist unwahrscheinlich, daß Rußland seine ganze Flotte aus Sewastopol abgezogen hat.
Es ist allerdings richtig, daß die russische Flotte ihre Bewegungen zur See stark eingeschränkt hat.
„Von der anderen Seite des Grabens“
– gemeint ist vermutlich das Ufer des Dnjepr –
„zielt und trifft die russische Artillerie jedoch weiterhin auf die südliche Region, von Mikolajiw bis Odessa und den Donauhäfen.“
Man sieht hier, daß inzwischen für die Kontrolle des Meeres die Flotte entbehrlich ist.
(El País, 6.8.)