Pressespiegel El País, 28.11. Die niedrige Impfquote armer Länder beflügelt neue Varianten

„DIE OMIKRON-VARIANTE AUS SÜDAFRIKA IST SYMBOL DES SCHEITERNS DER WELTWEITEN PANDEMIE-POLITIK

Der Kameruner Virologe John Nkengasong, Direktor der Zentren Afrikas für Kontrolle und Vorsorge gegen Epidemien, erstellte im März eine sehr beunruhigende Prognose.
»Europa möchte 80% seiner Bevölkerung impfen« (es hält bei im Schnitt 70%), »die USA würde gerne 100% seiner Bevölkerung impfen« (und hält bei 69%). »Sie werden die Impfung durchführen, die Reisen beschränken und dann wird Afrika der Covid-Kontinent.«“

Na ja, in vielerlei Hinsicht hat sich der Herr getäuscht. Nicht nur, daß die Impfkampagne in Europa und den USA nicht so läuft wie geplant, aber wie man sieht, sind auch die Reisebeschränkungen nicht eingetreten.

„Am Freitag verkündeten die EU und die USA das Aussetzen aller Flüge aus dem südlichen Afrika auf ihr Territorium, nachdem in Botswana und Südafrika die Omikron-Variante des Virus mit 30 sehr beunruhigenden Mutationen entdeckt worden war. Nkengasong hatte recht gehabt. Die Welt war alarmiert. Die Börsen rutschten weltweit in die roten Zahlen.
Nur 3 von 100 Personen sind laut Universität Oxford in den ärmsten Ländern der Welt vollständig geimpft,“

Was heißt eigentlich „vollständig“, wenn man hört und liest, daß auch bei 2x Geimpften nach ca. einem halben Jahr die Schutzwirkung gegen das Coronavirus nachläßt und nach 8-9 Monaten vollständig weg ist?

„obwohl es Impfstoffe seit ungefähr einem Jahr gibt.
In Afrika ist der Schnitt bei 7%, wobei es Staaten gibt, wo praktisch noch niemand eine Impfnadel gesehen hat, wie Burundi (0,0025%), oder die Demokratische Republik Kongo (0,06%).
Die internationale Situation ist ein Pulverfaß, selbst für die Reichsten. Das Virus mutiert in einem fort und jeder Kranke erhöht die Möglichkeit, daß noch ansteckendere oder aggressivere Varianten des Erregers nach dem Zufallsprinzip entstehen. Nach offiziellen Zahlen gibt es wöchentlich 3 Millionen neu Infizierte, aber die WHO warnt, daß möglicherweise nur jeder 7. Infizierte entdeckt wird, da die Bevölkerung Afrikas sehr jung ist und die Infektionen oft asymptomatisch verlaufen.“

Hier wird keine Unterscheidung gemacht zwischen Erkrankten und Infizierten. Man weiß als Leser also nicht, ob jeder Infizierte oder jeder Erkrankte dem Virus zur Mutation verhelfen kann. Es steht zu befürchten, daß es die Wissenschaft auch nicht weiß.

„Der äthiopische Biologe Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, hat sich den Mund fusselig geredet, um auf die Ungleichheit bei den Impfungen hinzuweisen. »Jeden Tag werden 6x so viele Auffrischungsimpfungen (in den reichen Ländern) injiziert, wie Erstimpfungen in den Ländern mit niedrigen Einkünften. Es ist ein Skandal!« – meinte er zuletzt vor 2 Wochen. »Das hat so keinen Sinn. Niemand ist sicher, solange wir nicht alle sicher sind«, so sein Urteil.“

Wobei sich allerdings herausgestellt hat, daß auch die „vollständige“ Impfung – was immer das heißen mag – keine Sicherheit vor der Verbreitung des Virus bietet, wie sich in den letzten Monaten in den „reichen“ Staaten der EU und den USA gezeigt hat und auch von den Virologen und Spitalsärzten vor Ort anerkannt und festgestellt wird.

„Die Virologin Nicksy Gumede-Moeletsy, vom örtlichen WHO-Büro in Brazzaville (Republik Kongo) macht darauf aufmerksam, daß die unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus das perfekte Brutbett für „sehr beunruhigende“ Varianten wie Omikron ist. »Solange wir bei einer so niedrigen Impfquote bleiben, bieten wir die Möglichkeit, daß sich die Varianten verbreiten. Afrika braucht Impfstoff.«“

Hier zeigt sich die durchschlagende Wirkung der Marktwirtschaft bzw. des Kapitalismus. Impfstoff kostet nämlich Geld. Und die „ärmsten Länder“ haben davon viel zu wenig, deshalb heißen sie ja auch so.
Vor einigen Monaten, am Anfang der Impfkampagne, gab es das Jammern von linken Publizisten, daß Europa und die USA den anderen Staaten des globalen Südens die Impfstoffe dank ihrer größeren Geldbörse sozusagen „wegkaufen“ würden. Da wurde so getan, als sei es ein Mengenproblem, die einen sind schneller als die anderen.
Aber niemand fragte: Von was für einem Geld soll Burundi eigentlich Impfstoff kaufen?
Andere, weniger linke Publizisten und Politiker machten sich Sorgen, als Argentinien und andere Staaten den russischen Sputnik-Impfstoff kauften. Als Argentinien dann auf Druck seiner Geldgeber den Impfstoff von PfizerBiotech kaufen wollte, verlangte der Pharmariese angesichts der allbekannten Zahlungsunfähigkeit Argentiniens die Verpfändung seiner Gletscher und Ähnliches.
Afrikas ärmste Staaten haben offensichtlich das Geld nicht, die Impfstoffe zu zahlen, obwohl die Impfbereitschaft dort vermutlich hoch ist. Die Klagen von Tedros und den afrikanischen Virologen geht also dahin, daß irgendwer anderer den Impfstoff zahlen müßte, der in Afrika verimpft wird.

„Die Immunisierung des Kontinents wird vom kümmerlichen Zustand der Gesundheitssysteme und einer schlechten Logistik für die optimale Verteilung des Impfstoffs behindert. Aber der große Teil des Problems liegt in den Hamsterkäufen der entwickelten Länder, wie die WHO beklagt. Die Großmächte haben angekündigt, 2 Milliarden Impfdosen spenden zu wollen, mit denen man nicht einmal 70% der Weltbevölkerung 2x impfen könnte. Die USA haben davon 1,1 Milliarden versprochen, die EU 500 Millionen, und das UK und China jeweils 100 Millionen, laut dem US-Think Tank Council on Foreign Relations.“

Also nicht einmal auf die matten 2 Milliarden Impfdosen kommt man bei dieser ungeheuren Großzügigkeit der „entwickelten“ Staaten. Man fragt sich einmal mehr, was da eigentlich „entwickelt“ ist. Offenbar nur der Geschäftssinn: Ka Geld, ka Musi!
Aber damit nicht genug:

„Nach den letzten Daten dieses Instituts wurde bisher nur ein Fünftel der versprochenen Dosen übergeben.

Freigabe von Patenten

Nach Monaten der Polemik um die Freigabe von Patenten für die Anti-Covid-Impfstoffe – die Initiative wird bei der Welthandelsorganisation (WTO) von einigen Mitgliedern, wie der EU, dem UK, Norwegen und der Schweiz blockiert –, stellte die WHO im Juni ein Konsortium zusammen, um zu erreichen, daß das Unternehmen Afrigen Biologics die Formel des Impfstoffes der US-Firma Moderna kopieren dürfe. Diese Firma war nämlich vom Weißen Haus (d.h., Präsident Biden) gerügt worden, weil sie für die Entwicklung des Impfstoffes 9 Milliarden Dollar an Regierungshilfen erhalten hatte.
Afrigen hat jedoch verlautbart, daß es selbst dann keinen Impfstoff vor Herbst 2022 zur Verfügung stellen könnte.

Der Arzt Tom Frieden, ehemaliger Direktor der US-Zentren für Krankheitskontrolle und -Vermeidung, ging soweit zu beklagen, daß 2 Unternehmen »die Welt in Geiselhaft halten«. Er bezog sich dabei auf Pfizer und Moderna, die die Verfahren zur Erzeugung ihrer Impfstoffe preisgeben sollen, da diese als die verläßlichsten eingestuft werden.
Die Delta-Variante, die erstmals in Indien vor einem Jahr festgestellt wurde, hat den Verlauf der Pandemie verändert, da ihre Mutationen doppelt so ansteckend wie die vorherigen sind. Omikron hat 30 Varianten, einige von Delta und anderen bekannten, und eine oder mehrere völlig unbekannte.
Diejenigen erregen die meiste Besorgnis, die mit einer höheren Übertragbarkeit und einer erhöhten Fähigkeit verbunden sind, die menschlichen Abwehrkräfte zu unterlaufen – ob jetzt die natürlichen oder die durch Impfstoff verstärkten.

Das sind ja schöne Nachrichten. Die Omikron-Variante des Coronavirus könnte möglicherweise die bisherigen Impfstoffe wirkungslos machen.
Dann könnten übrigens die EU-Regierungen ihre ganzen gehamsterten Impfstoffe, zu deren Konsum jetzt in Österreich sogar per Impfpflicht gezwungen werden soll, ins Klo schütten.

Aber es braucht wahrscheinlich einige Wochen, bis der Gefährlichkeitsgrad dieser Variante festgestellt wird.
Die Lösung, um damit umzugehen und Ansteckungen zu vermeiden, ist bekannt, erinnert die Virologin Isabel Sola, Leiterin für Experimente mit Impfstoff im Nationalen Biotechnologiezentrum in Spanien: »Es geht nicht darum, etwas radikal Neues zu machen, sondern die bisherigen Maßnahmen zu verschärfen: Masken tragen, Lüften, Kontaktreduktion, Abstand halten … Auch die Impfung hilft,« erklärt sie. »Um das Auftreten von Varianten zu verhindern, ist es wichtig, die Ansteckungen zu verringern, um dem Virus die Möglichkeit der Mutation zu nehmen.«

Immerhin benennt die Dame den Umstand, daß die Impfung nur eine Maßnahme von mehreren ist und nicht die Lösung oder Rettung, als die sie uns seit eineinhalb Jahren präsentiert wird.

Der Bioinformatiker Tulio de Oliveira, Direktor des südafrikanischen Centre for Epidemic Response and Innovation (CERI), führt eines der Teams, die die Omikron-Variante entdeckt haben. Am Donnerstag ersuchte er die reichen Länder, ihre Grenzen nicht gegenüber dem südlichen Afrika zu schließen. Die Staaten, die die neuen Varianten feststellen, sind diejenigen, die am meisten in Labors investiert haben. Es sind nicht unbedingt die, wo die neuen Mutationen tatsächlich auftreten. »Die Welt muß Südafrika und Afrika helfen, nicht sie diskriminieren und isolieren. Durch Schutz und Unterstützung dieser Länder wird die Welt geschützt«, beschwor er die Regierungen von EU und USA.
Erfolglos. Am nächsten Tag verkündete die EU-Kommissionspräsidentin Van der Leyen die Schließung der EU-Grenzen, obwohl bereits ein Fall der Omikron-Variante in Belgien(*1) festgestellt worden war.
Der Biologe Iñaki Comas vom Biomedizininstitut in Valencia (CSIC) bekräftigt, daß »das Wichtige ist, daß die Staaten die Fähigkeit haben, neue Varianten schnell zu entdecken und dieses Wissen schnell mitzuteilen, wie das Südafrika gemacht hat. Nicht um Panik zu verbreiten, sondern um unsere Wachsamkeit zu erhöhen und einzuschätzen, ob es sich um eine Variante handelt, die tatsächlich das Gesicht der Pandemie ändern kann, wie es bei der Delta-Variante der Fall war. Deswegen ist es wichtig, in diese Länder zu investieren. Dort feststellen heißt hier vorbeugen.«“
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(*1) Der Fall in Belgien war ein Reisender, der von Ägypten über Tunesien eingereist war. Die Grenzsperrung gegenüber dem südlichen Afrika ist relativ sinnlos, da die meisten Reisenden von dort mit Zwischenstops nach Europa kommen.
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Im Zusammenhang mit diesem Artikel in El País sei an einen Artikel von Paul Robert Vogt vom 20. April vergangenen Jahres in der Mittelländischen Zeitung erinnert, in dem er auf Folgendes hinwies:

„Die Pandemie ist noch nicht bewältigt und wir wissen nicht, was in den nächsten Monaten noch auf uns zukommen wird, zumal Mutationen oder weitere Vermischungen mit anderen Viren ja erst durch die Verbreitung entstehen und selektiert, d.h. letztlich gezüchtet werden. Insofern ist eine radikale Verhinderung der Verbreitung auch die beste Prävention vor der Entstehung neuer Corona-Varianten.

Zudem gilt es Langzeitschäden einer überstandenen COVID-19-Infektion zu vermeiden. Erste Fallberichte und kleine Patienten-Serien zeigen, dass diese weitaus schwerwiegender sein können als nach einer Infektion mit dem SARS-Coronavirus, da sie aufgrund von Mikrothrombosen in den kleinen Lungenvenen zu einem teilweisen Funktionsausfall der Lunge mit Lungenhochdruck und nachfolgender Herzschwäche führen – eine chronische Erkrankung mit wenig therapeutischen Möglichkeiten und entsprechend hohen Folgekosten.

Die Tatsache, dass ein Corona-Virus möglicherweise ein HIV/Ebola-Genom enthält – z.B. durch Einkreuzung bei der Infektion eines HIV/Ebola-positiven Patienten durch COVID-19 und anschliessender Weiterverbreitung – sollte Warnung genug sein. Sollte eines Tages ein Super-bug entstehen, der das «Corona-Genom der schnellen Verbreitung» mit dem «Ebola-Genom der 90%igen Sterberate» kombiniert, sollten wir über ein fortschrittliches, interdisziplinäres Pandemie-Konzept verfügen, welches auch wirklich funktioniert.“ 

Man kann nicht sagen, daß die Menschheit auf einem guten Weg bei der Bewältigung der Pandemie ist.

18 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 28.11. Die niedrige Impfquote armer Länder beflügelt neue Varianten

  1. Der bei manchen Menschen bemerkbare und von den Medien unterstützte Überzeugung, daß die Politik beim Coronavirus auf die Wissenschaft höre und nach der vorgehe, kann bei genauerer Betrachtung der Pandemielage nicht beigepflichtet werden.

    Hier noch ein bißl was zur Delta-Variante, die derzeit vorherrscht und schon einiges an Optimismus für unbegründet bewiesen hat:

    Coronavirus-Mutation
    Was wir zur Delta-Variante wissen
    STAND 24.8.2021

    In Deutschland dominiert die Delta-Variante des Coronavirus. Schützen die Impfungen jetzt noch gegen Erkrankungen und Virus-Übertragung?

    Die Delta-Variante, die zuerst in Indien nachgewiesen wurde, ist nach britischen Angaben um bis zu 60 Prozent ansteckender als die Alpha-Variante. Mitte Mai hat sie die Weltgesundheitsorganisation als “Variant of Concern”, also als besorgniserregend, eingestuft.

    Zunächst hatte Delta in Großbritannien alle anderen Mutationen fast vollständig verdrängt und die Infektionszahlen nach oben getrieben. Jetzt ist sie die weit verbreiteste Variante in Europa. Aber auch in anderen Teilen der Welt, zum Beispiel in Mexiko sorgt die Delta-Variante wieder für steigende Fallzahlen.

    Eine Risikoanalyse des britischen Gesundheitsministeriums führte die schnelle Ausbreitung von Delta hauptsächlich auf zwei Ursachen zurück: Die Variante ist ansteckender und Impfungen schützen weniger vor Übertragungen.

    Jenny Harries, Leiterin der britischen Gesundheitssicherheitsbehörde, warnte daher vor Delta:

    „Da diese Variante mittlerweile in ganz Großbritannien vorherrscht, ist es nach wie vor wichtig, dass wir alle weiterhin so viel Vorsicht wie möglich walten lassen. (…) Wenn Sie berechtigt sind und dies noch nicht getan haben, lassen Sie sich bitte impfen und stellen Sie sicher, dass Sie Ihre zweite Impfung erhalten. Es wird Leben retten.“

    Schon seit Mitte/Ende Juni dominiert Delta auch in Deutschland. Zur Zeit (Stand 24. August 2021) macht sie 98 Prozent der Infektionen aus. Gleichzeitig steigen die Infektionszahlen.

    Die Übertragbarkeit der Delta-Variante scheint deutlich größer zu sein als beim Wildtyp der ersten Welle sowie der Alpha-Variante. Mit der Delta-Variante infizierte Menschen stecken offenbar mehr Menschen an. Laborversuche deuten laut der britischen Risikoanalyse außerdem auf eine stärkere Vermehrung der Viren im Körper hin. Und die Delta-Variante scheint offenbar auch für Geimpfte gefährlicher zu sein als bisher verbreitete Virus-Varianten.

    Impfschutz fällt nach der ersten Dosis geringer aus

    Denn nach der ersten Impfdosis ist der Schutz vor Infektionen mit der Delta-Mutante wohl ziemlich dünn. Eine britische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Schutz nur noch bei knapp 31 anstatt rund 49 Prozent liegt. Diese Analyse gilt für beide hauptsächlich in Großbritannien eingesetzten Impfstoffen – also von Biontech/Pfizer und Astrazeneca.

    Deshalb ist es wichtig, den vollständigen Schutz zu haben. Laut der Studie schützt der Impfstoff von Biontech anstatt zu knapp 94 Prozent noch zu 88 Prozent vor einer Erkrankung mit der Delta-Variante. Die Wirksamkeit des Mittels von Astrazeneca sinkt von rund 75 auf 67 Prozent.

    Vollständige Impfungen schützen aber sehr gut vor schweren Verläufen

    Das britische Gesundheitsministerium hat Mitte Juni eine neue Datenanalyse publiziert. Ihr Fazit: Ein vollständiger Impfschutz mit zwei Dosen der Mittel von Biontech/Pfizer oder Astrazeneca kann schwere Krankheitsverläufe bei der Delta-Variante des Coronavirus sehr gut verhindern. Die Effektivität sei in etwa so hoch wie bei der zuvor dominierenden Alpha-Variante.

    Auch die anderen beiden in der EU zugelassenen Impfstoffe scheinen bei einem vollständigen Impfschutz gut gegen Delta zu wirken. Sowohl Moderna als auch Johnson & Johnson haben in eigenen Studien bei jeweils acht Geimpften zeigen können, dass die nach der Impfung produzierten Antikörper die Delta-Variante neutralisieren können.

    Verbreiten auch Geimpfte das Coronavirus?

    Obwohl die Covid-19-Impfstoffe offenbar weiterhin sehr gut vor schweren Krankheitsverläufen schützen, kommt es mit der Delta-Variante öfter zu Impfdurchbrüchen, also zu Infektionen und Erkrankungen unter Geimpften. Außerdem können mit Delta auch geimpfte Menschen hohe Viruslasten in sich tragen.

    Was das genau für die Infektiosität von Geimpften bedeutet, muss zwar noch genauer erforscht werden. Es liegt es aber nahe, dass Geimpfte nun mehr zur Verbreitung des Virus beitragen, als das noch mit der Alpha-Variante der Fall war. Trotzdem sind Geimpfte nach wie vor deutlich sicherer als ungeimpfte Menschen – auch was Infektionen betrifft.

    Schon länger drängen Expert*innen deshalb darauf, die Impfkampagne zu beschleunigen.

    Für Covid eher untypische Symptome

    Mit der Delta-Variante Infizierte klagen übrigens häufig über Symptome, die andere Virus-Varianten seltener auslösen. Statt trockenem Husten und Geschmacksverlust leiden Infizierte oft unter einer laufenden Nase, Kopfschmerzen und einer rauen Kehle.

    https://www.swr.de/wissen/delta-variante-corona-100.html

    Im UK wird inzwischen immer weniger mit AstraZeneca geimpft, auch dort ist BiontechPfizer auf dem Vormarsch.

    Johnson & Johnson ist eher ins Hintertreffen geraten. Ursprünglich wurde behauptet, es genüge eine Dosis. Als sich das als falsch herausstellte, wurden alle J&J-Geimpften wieder zurückgerufen und das hat das Vertrauen in diesen Impfstoff sehr beschädigt.

  2. Oh, oh, das klingt gar nicht gut:

    „Die eigentliche Hiobsbotschaft hatte Professor Tulio de Oliveira vom südafrikanischen Centre for Epidemic Response and Innovation bereits am Donnerstag verkündet. Die veränderte Virusversion soll insgesamt 50 Mutationen aufweisen, von denen nicht weniger als 30 ausgerechnet in dem Protein angesiedelt sind, mit dem der Erreger an den Zellen des Menschen andockt. Dies ist die Stelle, an denen die Impfstoffe mit ihrem Schutz ansetzen. Veränderungen des Virus können dafür sorgen, dass die bisherigen Vakzine unwirksam sind: Ob das wirklich der Fall ist, können Wissenschafter bislang allerdings noch nicht bestätigen.

    Fest steht allerdings, dass es sich bei der Variante um eine “große Überraschung” handelt: “Mit einem derartigen Sprung in der Evolution des Erregers hat keiner gerechnet”, räumte Virologe de Oliveira ein. Es sei die “bisher besorgniserregendste Variante” des Corona-Erregers, meint die Chefberaterin der britischen Gesundheits-Sicherheitsagentur, Susan Hopkins.

    Infektionen in die Höhe geschossen
    Besorgt stellte Südafrikas Gesundheitsbehörde in den vergangenen Tagen eine Explosion der Ansteckungsrate fest. Von täglich knapp 500 Infektionen zu Beginn dieser Woche schoss die Zahl bis Donnerstag um das Fünffache in die Höhe. Besonders betroffen seien Zehn- bis Dreißigjährige in der Hauptstadt Pretoria, heißt es: Vor allem unter Studenten der dortigen Hochschule soll die Bombe eingeschlagen haben. Ob dafür “superspreading events” oder eine wesentlich stärkere Ansteckungskraft des Virus verantwortlich ist – auch darüber herrscht bisher Rätselraten.“
    (…)

    https://www.derstandard.at/story/2000131475555/verstimmung-in-suedafrika-ueber-reisebann-wegen-covid-variante

  3. Hohe Impfquoten bewirken hiernach gerade keinen größeren Schutz vor Corona, teilweise sind so Gesellschaften eher anfällig für das Virus, je höher die Impfquote, die ja gerade nichts darüber aussagt, wie gezielt die gefährdeten Vulnerablen, Menschen 75+ geimpft sind, so sie das wollen oder für nötig erachten:

    "At the country-level, there appears to be no discernable relationship between percentage of population fully vaccinated and new COVID-19 cases in the last 7 days (Fig. 1). In fact, the trend line suggests a marginally positive association such that countries with higher percentage of population fully vaccinated have higher COVID-19 cases per 1 million people. Notably, Israel with over 60% of their population fully vaccinated had the highest COVID-19 cases per 1 million people in the last 7 days. The lack of a meaningful association between percentage population fully vaccinated and new COVID-19 cases is further exemplified, for instance, by comparison of Iceland and Portugal. Both countries have over 75% of their population fully vaccinated and have more COVID-19 cases per 1 million people than countries such as Vietnam and South Africa that have around 10% of their population fully vaccinated."

    Increases in COVID-19 are unrelated to levels of vaccination across 68 countries and 2947 counties in the United States

  4. @Phineas

    Der wichtige Satz steht am Anfang:

    „Vaccines currently are the primary mitigation strategy to combat COVID-19 around the world.“

    Daher werden natürlich alle Daten so veröffentlicht und gedreht, zumindest in den wichtigen Medien, damit sie das bestätigen. (Derzeit ist Brasilien diesbezüglich „in“ …)
    Die oben angegebene Website macht es natürlich genau umgekehrt, und sucht sich die Daten so zusammen, daß sie das widerlegt.

    Israel hat gar keine besonders hohe Impfquote, das ist ja der Witz. Dennoch wird es immer als Vorzeigebeispiel herumgereicht, weil es eine geringe Letalität hat.
    Südafrika hingegen hat eine sehr hohe Dunkelziffer, weil wenig getestet wird.
    Island schließlich hat eine ganz geringe Letalität, weil es wenig schwere Verläufe hat, und das kann schon an der Impfung liegen.

    Selbst die größten Anhänger der Impfung geben inzwischen zu, daß sie vor allem vor schweren Verläufen schützt, vor Ansteckung eher wenig.

  5. Amen.

    Wenn Gen-Therapierte auf Coronaviren treffen:
    kann es “zu einer Verschiebung zwischen neutralisierenden und nicht-neutralisierenden Antikörpern” kommen und “damit im ungünstigsten Fall zu einem Überwiegen infektionsverstärkender Antikörper …” ( ADE) “wie es für einzelne andere respiratorische Virusinfektionen beschrieben worden ist”(>Epidemisches Bulletin 2/21 )

    Des Weiteren sollte man auch nicht unterschätzen, dass Teilimmunität “die weitere Virusvermehrung zulässt” und es “unter Umständen rascher zur Selektion von sogenannten „immune escape-Mutanten“ führen kann.” (>Epidemisches Bulletin 2/21 RKI)

    Letzteres trifft auch auf die jüngste mediale Panikattacke (“Omicron-Mutante”) zu.
    Die ersten ” Exemplare” dieser vermutlich aus Südafrika stammenden Variante wurden ausschließlich bei “Geimpften” vorgefundenen.

  6. "Des Weiteren sollte man auch nicht unterschätzen, dass Teilimmunität “die weitere Virusvermehrung zulässt” und es “unter Umständen rascher zur Selektion von sogenannten „immune escape-Mutanten“ führen kann.” (>Epidemisches Bulletin 2/21 RKI)"

    Wie ich schon oft sagte, halte ich das Argument für nicht stichhaltig. 1. Varianten entstehen zufällig und je mehr, desto mehr sich das Virus verbreitet. Wenn sich das Virus durch Impfung also weniger verbreitet entstehen weniger Varianten. 2. Teilimmunität fördert zwar die Selektion von existierenden immun-escape Varianten, aber was ist die Alternative? Keine Immunität? Dann wird die Immun-Escape-Variante zwar nicht selektiert, aber was wäre damit gewonnen. Dann infiziert man sich eben mit der Normalvariante und erkrankt oder stirbt daran. Das ist auch nicht besser.

    “Hier wird keine Unterscheidung gemacht zwischen Erkrankten und Infizierten. Man weiß als Leser also nicht, ob jeder Infizierte oder jeder Erkrankte dem Virus zur Mutation verhelfen kann. Es steht zu befürchten, daß es die Wissenschaft auch nicht weiß.”

    Zum Glück weiß ich das. Mutationen entstehen bei der Reproduktion sprich bei der Vermehrung der Viren. Als überall dort wo sich das Virus vermehrt, können auch Mutationen entstehen. Da sich das Virus bei Infizierten und bei Erkrankten vermehrt, können auch bei beiden Mutanten entstehen.

    “Selbst die größten Anhänger der Impfung geben inzwischen zu, daß sie vor allem vor schweren Verläufen schützt, vor Ansteckung eher wenig.”

    Das kann man an Zahlen festmachen: “Doch Daten aus Israel lassen aufhorchen: Dem nationalen Gesundheitsministerium zufolge schützt die doppelte Biontech-Impfung nur zu 64 Prozent gegen eine Infektion mit der Delta-Variante.” https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_90281368/corona-dieser-impfstoff-schuetzt-offenbar-am-staerksten-vor-delta-variante.html
    Ich hab in einer Zeitung gelesen, das Biontech nur zu 42% vor Ansteckung mit Delta schützt, Moderna zu ca. 70 %. Das Problem ist, dass also mit 2G und 3G eine Scheinsicherheit erzeugt wird, die es nicht gibt. Die Leute denken, ich bin ja geimpft, mit 2G kann also nichts passieren. Und das ist eben verkehrt. Grob über den Daumen die Hälfte der Geimpften sind weiterhin Überträger. Klar gehen da die Zahlen hoch. Die Ungeimpften sind also bloß der Sündenbock dafür, dass wieder mal an der falschen Stelle angesetzt wird. Offenbar will man nicht offen kommunizieren, dass der schlechte Impfschutz gegen Ansteckung eben Konsequenzen hat und die Impfung doch nicht der alleinige Problemlöser ist.

    Heute kam im Fernsehen, dass die Booster Impfung 10mal besser schützt. Wer’s glaubt.

  7. Wenn es stimmt, daß die Omikron-Variante bei lauter Geimpften vorgefunden wurde, so kann es erstens sein, daß diese Leute ihre beiden Impfstiche schon vor einiger Zeit hatten und deswegen die Immunisierungsleistung nachgelassen hat.

    Auf jeden Fall nehme ich an, daß die meisten Leute, die nach Südafrika fliegen, geimpft sind.

    Die zweite Möglichkeit ist – wie auch schon in obigem Artikel angedeutet – die bisher verimpften Impfstoffe gegenüber der Omikron-Variante eine recht matte Wirkung haben.

  8. Es kann auch sein, dass z.B. hierzulande eh die meisten schon geimpft sind und deshalb diese Variante meistens bei Geimpften auftritt. Es kann vieles sein. Spekulieren bringt nichts. Abwarten bis mehr bekannt wird.

  9. Nachdem es Österreich vorgemacht hat, soll offenbar auch in Deutschland eine Impfpflicht kommen. Ein neuer Kanzler macht es möglich. Booster Impfpflicht wird diskutiert und Corona-Propagandaminister Lauterbach wird vielleicht Gesundheitsminister.

  10. Man muß dabei bedenken, daß die Impfpflicht in Österreich zwar als bereits eingeführt präsentiert wird, von Politik und Medien, aber noch nicht juristisch durch ist.

    Ich nehme an, die EU sieht Österreich als Vorprescher und schaut jetzt, wie das in Österreich abläuft, und die österreichische Regierung wird sich bemühen, als Musterschüler dazustehen …

    Alle von mir konsultierten Websites setzen Deutschland und Österreich als unter oder knapp 70% Impfrate an, die gesamte EU ein bis 2 Prozent unterhalb. Es kann also nicht sein, daß die meisten schon geimpft sind. Sonst wäre ja die Einführung einer Impfpflicht unnötig.

  11. Von der Leyen will über EU-weite Impfpflicht diskutieren

    Die EU-Kommissionschefin beklagt mangelnde Nutzung der Vakzine. Die Omikron-Variante ist in weiteren Staaten angekommen

    In Österreich kommt sie am 1. Februar 2022, in Deutschland rückt sie näher – und auch in der ganzen EU soll nun darüber geredet werden. Man solle eine Debatte über eine unionsweite Covid-Impfpflicht zumindest führen, forderte am Mittwoch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Man habe zwar ausreichend Impfstoffe – "aber sie werden nicht überall in ausreichendem Maße eingesetzt". (…)

    https://www.derstandard.at/story/2000131593179/von-der-leyen-will-ueber-eu-weite-impfpflicht-diskutieren

    Die Impfdosen haben ja auch ein Ablaufdatum und möglicherweise sind manche schon drüber, weil ja in diversen EU-Staaten ursprünglich bestellt und gehamstert wurde bis zum Geht-Nicht-Mehr – und dann hielt sich der Run auf das Zeug in Grenzen.

  12. In Deutschland drehen mal wieder alle am Rad und wollen unbedingt die "4.Welle brechen", was noch mit keiner Welle funktioniert hat und auch mit dieser nicht funktionieren wird. Die 4. Welle wird nur wieder mal benutzt um die Lage für ganz unerträglich zu halten und die Apokalypse auszurufen. Man könnte meinen, dass Omikron nur ausgerufen wird, um die Lage noch dramatischer darzustellen. Das ist auch Lanz aufgefallen, der gerade im TV mit Streek spricht. Ne Stunde zuvor war Lauterbach bei Maibrit Illner und hat sich für eine Impfpflicht ausgesprochen. Dort wurde dann noch groß zwischen Impfzwang und Impfpflicht unterschieden. Impfzwang wäre, wenn man von der Polizei abgeführt und gefesselt wird, damit ein Arzt die Spritze in den Oberarm jagen kann. Impfpflicht ist, wenn man bei Nichtbefolgung ein Bußgeld zahlen muss. Ziemlich ungeniert wird über einen Lockdown für Ungeimpfte gesprochen, denn nichts anderes sind Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte und 2G im Einzelhandel. Das ist einfach übel, wie immer noch auf die Scheiß Impfung als Weg aus der Pandemie gesprochen wird, was sie nicht ist. Die ganze Hetze und das ganze gesellschaftliche Klima, das so etabliert wird, ist einfach zum Kotzen.

    Den ganzen Scharfmachern läuft der Geifer aus dem Maul, wenn sie unter dem Vorwand von Schutz den Leuten Vorschriften machen können. Das wird immer extremer. Jetzt wird schon darüber gesprochen, dass der Status des Geimpften nach 6 Monaten aufgehoben werden soll, wenn man sich nicht boostern lässt und alle 6 Monate eine Auffrischung über sich ergehen lassen muss.

  13. Corona in Südosteuropa:
    Wie der Balkan das neue Norditalien wird

    Südosteuropa kam bisher glimpflich durch die Corona-Pandemie. Nun verzeichnen die Staaten dort die höchsten Todesraten weltweit. Ein Grund dafür sind mächtige Impfgegner.

    Für die nahenden Festtage ahnen Ungarns Ärzte wenig Gutes. "Die Epidemie wütet, die Notaufnahmen ertrinken in Patienten", warnte die Ärztekammer des Landes bereits vergangene Woche: "178 Tote pro Tag, das sind 1.000 Tote pro Woche – ein Dorf, wenn die Zahlen nicht steigen. Es wird für viele Familien ein trauriges Weihnachten, wenn wir den Anstieg der Patientenzahlen nicht abbremsen."

    Danach sieht es im Südosten des Kontinents aber nicht aus. Egal, ob die vierte Welle der Pandemie wie in Ungarn (Sieben-Tage-Inzidenz: 722) oder der Slowakei (1.430) erst so richtig an Fahrt aufnimmt, wie in Slowenien (943) oder Kroatien (748) nun ihren Höhepunkt erreicht und überschritten hat oder wie in Serbien (216) vorläufig wieder am Abklingen ist: Auf der Europakarte der Sieben-Tage-Inzidenz sind die meisten Staaten der Region tief- bis dunkelrot gefärbt.

    Tiefschwarz sticht Südosteuropa auch auf der Weltkarte mit den Todesopfern heraus: Noch auffälliger als die Inzidenzstatistiken ist die hohe Zahl Toter, die die Pandemie auf dem Balkan fordert. Unter den weltweit zehn Staaten mit der höchsten Zahl von Covid-19-Toten pro 100.000 Einwohner finden sich mit Bulgarien (2.), Bosnien und Herzegowina (3.), Montenegro (4.), Nordmazedonien (5.), Ungarn (6.), Tschechien (7.) und Rumänien (10.) nicht weniger als sieben Länder der Region. Den Kaukasusstaat Georgien (8.) miteingerechnet sind gar acht der zehn Staaten mit den höchsten Todesraten der Welt aus dem ex-sozialistischen Osten und Südosten Europas.

    Dabei kam der Balkan in der ersten Phase der Pandemie im Vergleich zu den südeuropäischen Mittelmeeranliegern Italien oder Spanien relativ ungeschoren davon. Nun aber ist der Tod in den völlig überfüllten Covid-Kliniken dort allgegenwärtig. Allein Rumänien zählte im Oktober offiziell 10.700 Corona-Tote – in nur einem Monat. Das Land sei "die neue Lombardei", titelte das Webportal mediafax.ro erschüttert.

    West-Ost-Gefälle der Impfbereitschaft

    Bei den Nachbarn sieht es nicht viel besser aus. In Serbien, das die offiziellen Todeszahlen im ersten Corona-Jahr noch kräftig nach unten manipulierte, kletterte die Zahl der insgesamt Verstorbenen schon 2020 um 13,9 Prozent auf den höchsten Wert seit dem Zweiten Weltkrieg. In diesem Jahr dürfte die Sterberate auf eine neue Rekordhöhe klettern: Allein im Oktober lag die Zahl der Verstorbenen im Balkanstaat 80 Prozent über der vor Jahresfrist.

    Doch was sind die Ursachen dafür? Eine Antwort bietet beispielsweise der Blick auf Rumäniens detaillierte Aufschlüsselung der Todeszahlen: Rund 70 Prozent der Infizierten und rund 90 Prozent der Corona-Toten sind den Behördenangaben zufolge Ungeimpfte.

    Tatsächlich korrespondieren die hohen Sterberaten auffällig mit der hohen Impfskepsis und den sehr geringen Impfquoten auf dem Balkan. Nur 22 Prozent der Bosnierinnen und Bosnier, 24,9 Prozent der Bulgaren, 37,6 Prozent der Rumäninnen und Rumänen und 37,9 Prozent der Mazedonier sind vollständig geimpft – weit unter dem EU-Mittel von 70 Prozent. Selbst bei den Nachbarn Serbien (44,8 Prozent) und Ungarn (59,7 Prozent), die sich wegen der frühen Versorgung mit dem chinesischen Sinopharm- und dem russischen Sputnik-Serum zu Jahresbeginn noch als Europas Impfvorreiter feierten, sind die Impfquoten kaum mehr am Steigen.

    In einer europaweiten Umfrage des deutschen Max-Planck-Instituts im Oktober erklärten 54 Prozent der befragten Rumäninnen und Rumänen, sich auf keinen Fall impfen lassen zu wollen. "Aufgrund der hohen Zahl der Impfverweigerer" dürfte es sehr schwierig sein, per Impfung eine Herdenimmunität zu erreichen, stellen die Autoren der Studie fest. Sie sprechen von einem europäischen West-Ost-Gefälle bei der Impfbereitschaft.

    https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-11/corona-suedosteuropa-impfgegner-balkan-kroatien?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

    Der Artikel ist allerdings nicht mehr ganz aktuell, weil in Rumänien und Bulgarien sind sowohl Infektionszahlen als auch Todesfälle stark zurückgegangen, die dürften dort auch irgendwelche Lockdowns gemacht haben.
    Die niedrigen Impfquoten dieser Länder betreffen die EU als Ganzes, weil das ist ja das Arbeitskräftereservoir für alles mögliche.
    Ich bin schon neugierig auf die nächste Spargelsaison, ob da Impfpflicht für Spargelstecher eingeführt wird?

  14. Ich habe mich jetzt ein bißl bei Südafrika umgeschaut, warum es dort trotz hoher Infektions- und Sterberaten und gut ausgestatteten Forschungslabors so eine niedrige Impfrate gibt.

    In Südafrika hat die Regierung bei der Beschaffung zunächst auf das Präparat von Johnson und Johnson gesetzt. Man erinnere sich, das wurde so beworben, daß man dort mit einer Dosis bzw. einer Impfung genügend immunisiert wäre. Inzwischen hat sich das als falsch herausgestellt. Aber wie sich auch herausgestellt hat, wurde dieser Impfstoff ohnehin kaum in Südafrika verwendet, sondern nach Europa exportiert.

    Südafrika hat diesen Herbst Sputnik abgelehnt, weil die Impfung nicht an HIV-Positiven getestet wurde, deren es viele in Südafrika gibt.

    Dann hat Südafrika von Anfang an auf AstraZeneca gesetzt, vor allem aus Indien, wo es eine Lizenzproduktion dafür gibt. Dieser Impfstoff ist inzwischen offenbar auch nicht mehr auf der Tagesordnung – um so mehr, als dessen HIV-Unterträglichkeit sicher auch nicht nachgewiesen wurde.

    Inzwischen soll der BionTechPfizer-Impfstoff in Südafrika „abgefüllt“ werden. D.h., BionTechPfizer liefert den Impfstoff, Südafrika füllt ihn in Fläschchen. BionTech gibt die Formel weiterhin nicht her, diese „Abfüllung“ ist also eine Augenauswischerei und es ist nicht klar, wer den Impfstoff zahlt. Außerdem wird das erst ab nächstem Jahr beginnen.

    Es ist also gar nicht heraußen, mit welchem Impfstoff dort überhaupt geimpft wird. Es ist jedenfalls viel zu wenig da. Die wohlhabenden Weißen müssen für die Impfung zahlen. Wie es mit der schwarzen Bevölkerung ist, ist nicht herauszukriegen, aber vermutlich ist derzeit sowieso hauptschlich die weiße Bevölkerung geimpft.

  15. In dem Bild oben wird der Iran als ein Land mit relativ niedriger Impfquote abgebildet.

    Das scheint aber nicht mehr aktuell zu sein. Der Iran hat sehr viele Impfstoffe zugelassen, erhalten und auch verimpft.  PfizerBiontech und Moderna lehnt er ab, dieses US-Teufelszeug, aber Johnson & Johnson ist zugelassen, siehe hier.

    Außerdem gab es Bemühungen, eigene Impfstoffe herzustellen, die waren aber anscheinend nicht besonders erfolgreich:

    „Iran's Goal Of Coronavirus Vaccine Self-Sufficiency Suffers Setbacks

    (…)

    Only one of at least five homegrown vaccines have reached mass production. Around 4 million doses of Barekat, Iran's main coronavirus vaccine, have reportedly been administered.

    The Barekat Institute, the producer of the vaccine, had pledged to deliver 50 million doses by September.

    The vaccine was developed by Setad, a powerful organization controlled by the office of Supreme Leader Ayatollah Ali Khamenei, which owns billions of dollars of property that was seized after the 1979 Islamic Revolution. (…)

    But many Iranians have opted for foreign vaccines, including those imported from China, Russia, and India. "The center I was vaccinated in offered Barekat and Sinopharm," a Tehran resident told RFE/RL, referring to a Chinese-made vaccine. "The line for Barekat was empty." (…)

    Under former President Hassan Rohani, a relative moderate, the vaccination campaign was sluggish. Reports suggested that his hard-line opponents were trying to prevent his government from importing Western vaccines. Rohani was replaced by President Ebrahim Raisi, a hard-liner, after an election in June.

    Bahram Eynollahi, the current health minister, was among 2,500 doctors who warned Rohani not to import vaccines made in the United States and Britain.

    Iran's import of foreign vaccines, the bulk of them Chinese, has increased under Raisi. When Raisi took office in August, only around 3 percent of the population had been inoculated. That figure now stands at around 18 percent, according to figures released by state media.“

    https://www.rferl.org/a/iran-covid-homegrown-vaccine-setbacks/31523285.html

    Der Artikel ist vom Oktober. Radio Free Europe mag da etwas untertreiben mit der damals aktuellen Impfquote, aber die neue iranische Regierung scheint es wirklich mit den Impfungen sehr ernst zu nehmen:

    „Over 1.6 million COVID-19 vaccines land in Iran to increase protection of Afghan Refugees

    Iran has already been vaccinating refugees against the coronavirus, at the same time as its citizens and as part of the national vaccination plan. This new shipment will ensure that more refugees will be protected under Iran’s inclusive health policies. 

    Iran was one of the first countries affected by the pandemic and, in the last months, has managed to step up its vaccination campaign. So far, around 50% percent of the eligible population have been fully vaccinated.  According to government figures, to date over 500,000 refugees and other persons of concern have received two vaccine doses. (…)

    Iran, as one of the self-financing participant countries of the COVAX Facility, has since April 2021 received 6.7million COVID-19 vaccine doses from its paid allocation, with new consignments to be delivered soon. Through COVAX, UN Iran has also facilitated the delivery and shipment of donated COVID-19 vaccines to Iran, including 2.9 million doses donated by Japan, 1,139,600 doses donated by Italy and 302,400 doses donated by Germany. “

    https://www.unhcr.org/ir/2021/11/16/over-1-6-million-donated-covid-19-vaccines-land-in-i-r-iran-to-increase-protection-of-afghan-refugees/

    Firefox gibt die Anzahl der Iraner, die 2 Impfungen erhalten haben, mit dem heutigen Tag, 15.12., mit 58,5% an.

    Wenn da was dran ist, so haben sie dort die Impfungen in kurzer Zeit sehr hochgefahren, und die Impdwilligkeit scheint auch hoch zu sein.

  16. Ganz interessant ist auch das COVAX-Programm der WHO:

    „So funktioniert COVAX: Ziel ist der weltweite Zugang zu Covid-Impfstoffen
    7. Dezember 2021

    Mit dem Ziel, dass Länder unabhängig von ihrer Kaufkraft bestmöglichen Zugang zu Impfstoffen gegen COVID-19 erhalten, rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im April 2020 zusammen mit Partnerorganisationen die Initiative COVAX und die dazu gehörige COVAX Facility ins Leben. COVAX steht für „Covid-19 Vaccines Global Access“. Die Hauptaufgabe der COVAX Facility ist es, Impfstoff-Dosen bei den Herstellern zu bestellen und allen Staaten zuzuteilen, die ihre Teilnahme an COVAX erklärt haben. Diese liegen in Afrika, Asien, Ozeanien, Südamerika und Europa.

    In einer aktualisierten Versorgungsprognose rechnet COVAX im Jahr 2021 mit 1,425 Milliarden Impfstoffdosen. Ärmere Länder sollen etwa 1,2 Milliarden dieser Impfdosen erhalten, damit sie bis Anfang 2022 wenigstens 20 Prozent ihrer Bevölkerung einschließlich aller Hochrisikogruppen schützen können. Mit der neuen Prognose korrigiert COVAX das ursprüngliche Ziel von zwei Milliarden Impfstoffdosen im Jahr 2021 nach unten. Dieses Ziel könne voraussichtlich im ersten Quartal 2022 erreicht werden, teilte die Initiative am 8. September 2021 mit. Zwar habe COVAX innerhalb weniger Monate beachtliche Fortschritte gemacht, dennoch sei der globale Zugang zu Impfstoffen bisher inakzeptabel.

    Betrieben wird die COVAX Facility von der WHO zusammen mit den privat-öffentlichen Impfstoff-Allianzen Gavi (Global Alliance for Vaccines and Immunizations, federführend) und CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations) und zudem in Partnerschaft mit UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Als „Impfstoffsäule“ gehören COVAX und COVAX Facility zur Dachorganisation „Access to COVID-19 tools“ (ACT, deutsch: Zugang zu COVID-19-Instrumenten). ACT ist auch für Diagnostika, Medikamente und die Stärkung der Gesundheitssysteme zuständig. In ihrem Bericht „ACT now, ACT together“ vom 23. April ziehen die ACT-Initiatoren eine Zwischenbilanz. (…)

    Inzwischen nehmen gut 190 von insgesamt rund 200 Staaten weltweit an COVAX teil, darunter 100 wohlhabendere Länder und 92 Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

    Wenn wohlhabendere Nationen Impfstoffe über die COVAX Facility beziehen, dann zahlen sie den vollen, mit den Impfstoffherstellern ausgehandelten Preis. Angesichts des unsicheren Ausgangs von Impfstoffstudien bietet COVAX reicheren Ländern neben ihren bilateralen Verträgen mit Pharmaunternehmen eine zusätzliche Absicherung. Ärmere Länder werden um eine finanzielle Beteiligung gebeten, haben aber, falls ihnen diese nicht möglich ist, Anspruch auf Gratislieferungen. Zahlreiche wohlhabendere Länder verzichten auf eine Belieferung durch COVAX. Sie unterstützen jedoch die Beschaffung für ärmere Länder finanziell oder spenden erworbene Kontingente. Vor diesem Hintergrund lässt sich COVAX als Einkaufsgemeinschaft und Versicherung, aber auch als Hilfsgemeinschaft bezeichnen.

    Bei den Impfstoffspenden geht es zu einem erheblichen Teil um Ressourcen aus bilateralen Verträgen, die viele wohlhabende Nationen mit Impfstoffherstellern abgeschlossen haben – anstatt oder zusätzlich zu einer Bestellung bei COVAX.

    (…)“

    https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/coronavirus/covax-facility

    Das Interessante ist dabei, welche Impfstoffe angekauft und welche weitergegeben werden. Wenn die USA und Deutschland so spendabel sind und die jeweils von ihren Unternehmen hergestellten Impfstoffe bzw. ihre Finanzmittel an die Bedingung des Ankaufs ihrer nationalen Produkte spenden, so ist das eine Art Subventionierung der nationalen Pharmaindustrie.

    Bei den Impfdosen, die direkt in Natura von den „reichen“ Staaten gespendet werden, dürfte es sich um schnell eingekaufte kurz vor dem Ablaufdatum handeln, oder um solche, von denen die EU und die USA nix halten. So wurde sehr viel AstraZeneca an Afrika verschenkt, was dort das Vertrauen in die Impfkampagne nicht so recht erhöht.

    Rußland und China dürften, wenn überhaupt, vermutlich Naturalspenden ihrer Impfstoffe machen. Fraglich ist, wie das bei Japan oder Australien abläuft – also welche Impfstoffe z.B. Japan dem Iran spendet oder empfiehlt, mit seinem Geld zu kaufen.
    Japan selbst hat anscheinend nur 2 Impfstoffe zugelassen, BionTechPfizer und AstraZeneca, und bemüht sich ohne große Ergebnisse um die Herstellung eines eigenen:

    https://covid19.trackvaccines.org/country/japan/

  17. Lehrstück zu Ansteckung und Impfung, oder: Wie auch Norwegen ins Blickfeld kommt

    Die Osloer Weihnachtsfeier, über die mittlerweile ganz Deutschland spricht

    Der Großteil der Menschen, die Ende November bei dem Treffen in der norwegischen Hauptstadt waren, hat sich mit dem Coronavirus infiziert

    Deutschlands bekanntester Virologe Christian Drosten spricht dieser Tage immer wieder vom "Osloer Ausbruch", um auf die Gefahren der Omikron-Variante hinzuweisen. Gemeint ist der Cluster auf einer Weihnachtsfeier in der norwegischen Hauptstadt, bei der sich die Mehrheit der Anwesenden mit dem Coronavirus angesteckt hat. 111 Personen feierten am 26. November in einem Lokal im schicken Hafenviertel Aker Brygge. Obwohl es offiziell keine Restriktionen der norwegischen Behörden für solche Partys gab, waren alle Personen doppelt geimpft und konnten zusätzlich einen negativen Antigentest vorweisen.

    (…)

    https://www.derstandard.at/story/2000132034908/die-osloer-weihnachtsfeier-ueber-die-mittlerweile-ganz-deutschland-spricht

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